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Kapitel 3 Der Großglockner

Die Gebirge als Regler der Luftströmungen

Am 9. Mai 1842

1. Nachdem ihr schon über die Nützlichkeit unseres Großglockners so manches vernommen habt und die Nützlichkeit nahe für schon erschöpft angegeben betrachtet, so fragt ihr euch wohl selbst: „Welche nützliche Tauglichkeit soll denn noch neben all dem Vernommenen einem solchen Berg noch innewohnen, und zwar naturmäßigerweise?“

2. Diese Frage ist recht gut; denn in der Frage liegt ja eben noch ein großes Bedürfnis zugrunde, vermöge welchem ihr noch etwas Nützliches von diesem Berg erfahren möchtet. Da sich aber nirgends ein Bedürfnis oder irgendein Hunger nach etwas aussprechen kann, für den es da nicht auch eine Sättigung gäbe, so wird es für das Bedürfnis, welches in der vorliegenden Frage liegt, wohl sicher auch noch eine Sättigung geben.

3. Und so habt denn Acht! Wir wollen sogleich unsere Speisekammer eröffnen, allda ihr zur Sättigung eures Bedürfnisses des besten Brotes in großer Menge antreffen sollt.

4. Also für was taugt unser Großglockner und somit auch alle Gletscher und anderen Berge der Erde denn noch?

5. Es wird euch allen gar wohl bekannt sein, dass sich die Erde binnen 24 Stunden und etwas darüber um ihre eigene Achse dreht; neben dem wird euch auch der ziemlich bedeutende Umfang der Erde nicht unbekannt sein.

6. Wenn ihr den Umfang der Erde nehmt, der noch bedeutend über 5.000 Meilen hinausreicht, und teilt diese ganze Länge des Umfanges in so viele Teile, als da 24 Stunden, Minuten und Sekunden in sich haben, so werdet ihr die überraschende Erfahrung machen, dass da auf eine Minute etliche Meilen zu stehen kommen.

7. Nun denkt euch aber die Erde als eine berglose, ebene Kugel, welche wenigstens zehn Meilen hoch über ihr teilweise noch mit schwerer atmosphärischer Luft umgeben ist.

8. Damit ihr aber das Außerordentliche dieser Erscheinung desto vollkommener begreifen mögt, so dürft ihr nur eine Glaskugel nehmen und dieselbe dann entweder in einem Gefäß, das mit Wasser angefüllt ist, oder in dem Sonnenstrahl, der da durch irgendein Fenster in das Zimmer fällt und ziemlich gesättigt ist mit dem gewöhnlichen Sonnen- und auch allfälligen Zimmerstaub, recht behände um ihre eigene Achse drehen, und ihr werdet euch überzeugen, dass diese sich drehende Kugel weder ein Wasserteilchen noch ein noch so leichtes Stäubchen, wenn es sich nicht durch die elektrische Anziehung der Kugel an sie anklebt, mit sich fortreißt, d. h. in dieselbe Bewegung zwingt, in welcher sich die Glaskugel selbst befindet.

9. Nun, da wir dieses Experiment gewisserart im Geiste schon gemacht haben, so wollen wir nun einen vergleichenden Blick auf unsere Erdkugel machen.

10. Sagt Mir: Was würde da wohl die atmosphärische Luft in die Mitdrehung der Erdkugel um ihre Achse nötigen, so sie vollkommen flach wäre? So aber die atmosphärische Luft nicht mitgezogen würde, welcher Luftströmung würden da alle lebenden Wesen ausgesetzt sein?

11. Wenn aber schon die sogenannten Naturforscher mit ziemlicher Genauigkeit den mächtigsten Sturm so angesetzt haben, dass da die Luft eine so schnelle Strömung macht, dass sie in einer Sekunde nahe 80 Fuß zurücklegt, bei welcher Gelegenheit dann die Luftströmung schon eine solche Gewalt entwickelt, dass sie die dicksten und kräftigsten Bäume mit der größten Leichtigkeit aus dem Erdboden reißt, was würde denn dann erst eine Luftströmung für Folgen haben, welche in einer Minute etliche deutsche Meilen zurücklegen würde?

12. Ich brauche euch den Erfolg eines solchen Experiments nicht näher zu schildern; denn so ihr nur ein wenig nachdenkt, so werdet ihr es ja augenblicklich überklar finden und begreifen müssen, dass bei solchem Luftzug nicht einmal das Steinmoos sich erhalten könnte, geschweige erst irgendein anderes Geschöpf. Und was bei einem solchen Luftzug dann erst das Meer dazu sagen würde, wird derjenige gar nicht schwer begreifen, der nur je das Meer gesehen hat, wenn ein tüchtiger Wind über dessen Oberfläche dahinstürmt und das Gewässer gleich Bergen übereinander aufsteigen macht.

13. Wenn ihr nun dieses ein wenig beachtet, so wird euch doch Meine väterliche Fürsorge daraus ganz auffallend in die Augen springen müssen, da Ich zu diesem Zweck die Berge über die Fläche der Erde also wohl geordnet aufgerichtet und fest gestellt habe, dass ihnen zufolge die Luft mit der Erde sich zu drehen genötigt wird.

14. Ihr werdet hier freilich fragen, warum denn zufolge solcher Nützlichkeit die Berge dann nicht alle gleich hoch sind und nicht gleich den Meridianen von Pol zu Pol laufen?

15. Auf diese Frage können drei gültige Antworten gegeben werden.

16. Fürs Erste sind sie darum so gestaltet, wie sie sind, weil Ich beständig mit der Aufstellung eines Dinges keine einseitige Nutzwirkung beabsichtigen kann und will; und so liegt der erste Grund schon in den vorher kundgegebenen Nutzwirkungen der Berge offen vor euch, warum da viele sehr hoch und einige nur unbedeutende Erhöhungen des flachen Landes sind.

17. Der zweite Grund ist aber folgender: Wären da alle Berge gleich hoch und möchten sich da alle ziehen geradlinig von Pol zu Pol, so würde dadurch eine ewige Luftruhe eintreten, wo dann bald die unteren Schichten der Luft in Faulung übergehen würden, so wie in den unterirdischen Katakomben. Sagt, wie stünde es bei solcher Gelegenheit mit dem naturmäßigen Leben?

18. Seht, aus diesem Grund sind die Berge scheinbar höchst unregelmäßig über die Erdfläche gestellt. Ich sage euch aber, diese Stellung ist eine so mit allerhöchster Wissenschaft geordnete, dass eben ihr zufolge die Luft immerwährend einen Spielraum hat und muss ziehen über die Erde kreuz und quer, und sich dadurch mischen und sich reiben, durch welche Tätigkeit dann über den ganzen Erdboden die sogenannte Elektrizität oder besser das natürliche Lebensfluidum in hinreichender Menge stets frisch erzeugt wird.

19. Wenn ihr dieses nur ein wenig betrachtet, so wird euch die Stellung der Berge über dem Erdboden wie ihre verschiedenen Höhen nicht mehr ungeschickt und zufällig, sondern überaus weise geordnet vorkommen.

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