Help

jakob-lorber.cc

Kapitel 401122B Himmelsgaben, Buch 1

Über das Atmen der Pflanzen (Fortsetzung) – 22. November 1840 [Kleinere Naturzeugnisse 1906]

1. Seht, eine Pflanze, wie ihr im Allgemeinen wisst, vom Baum bis zum Gras, besteht aus einem untersten Teil, der allezeit in der Erde steckt und der Wurzelteil der Pflanze ist, welcher Wurzelteil ist gleich einem Fuß, auf dem die Pflanze steht. Und zugleich aber ist auch dieser vielästige Fuß ein barer Polyp, welcher mit seinen Füßen die Nahrung durch tausend Saugrüssel in sich saugt.

2. Auf diesem untersten Teil steht der Stamm mit selbem in organischer Verbindung über der Erde, der da gleich ist dem Leib der Tiere, in welchem sich der Hauptmagen zur Verdauung der in sich genommenen Speisen befindet, neben welchem Hauptmagen freilich noch, wie in jedem anderen tierischen Körper, viele tausend kleine Nebenmägen sich befinden, von denen jeder die vom Hauptmagen aufgenommene Speise wieder zu etwas anderem verdaut. Es ist hier nicht der Ort, um alle diese Nebenmägen in der Ordnung ihrer Verrichtung aufzuzählen, sondern es soll unterdessen eurem eigenen Nachdenken überlassen sein, darüber eure Denkkraft in der Liebe zu Mir zu schärfen.

3. Und so sehen wir, was auf dem Leib der Pflanze noch weiter zum Vorschein kommt, nämlich nichts anderes als das, was ihr schon so ziemlich oft werdet gesehen haben, nämlich die Krone des Baumes oder der Pflanze, in welcher Krone sich der Baum oder eigentlich der Stamm selbst vervielfältigt und ausläuft in die kleinsten Zweige, was auch bei den Pflanzen samt und sämtlich mehr oder weniger der Fall ist.

4. Nun, das ist einmal das Bild der organischen Pflanze.

5. Bei den meisten Pflanzen werdet ihr mehr oder weniger im Stamm selbst oder aber doch im Stiel der Blätter oder Zweige einen ganz hohlen Raum entdeckt haben, der mit keiner Flüssigkeit, sondern bloß nur mit Luft angefüllt ist, welche Luft jedoch nicht ganz gleichartig ist mit der äußeren, die Pflanze umgebenden atmosphärischen Luft, sondern gleichartig ist und entsprechend der jedesmaligen Beschaffenheit der Pflanze selbst, wie z. B. die Luft in der Blattstielröhre einer Kürbispflanze. Nun, dass ihr da Luft darinnen findet, wird wohl niemand von euch bezweifeln. Wie ist denn aber da die Luft hineingekommen?

6. Seht, das ist schon beantwortet in dieser Frage selbst – dass nämlich die Pflanze die Fähigkeit in sich haben müsse, die Luft an sich zu saugen – denn sonst könnte wohl nicht leichtlich diese eigentümliche Luft selbst hier vorhanden sein, wovon euch aber schon eure Nase belehren muss, so ihr eine solche Röhre abschneidet und dann die in derselben befindliche Luft eurer Nase näher bringt.

7. Dass also diese Luft nur durch die Einatmung in der Pflanze vorhanden ist, beweist noch das, dass, so ihr die Pflanze, wenn sie noch lebt, ausreißt aus der Erde und sie legen möchtet auf ein Feuer, ihr beim Verbrennen dieser Pflanze alsobald gewahr werdet durch das blasende Gezische, dass Luft in derselben vorhanden ist. Denn wäre keine Luft vorhanden, so würde die Pflanze ohne Gezische und Geprassel verbrennen wie ein in Öl getauchter Faden.

8. Da würde ein Naturforscher sagen: Ja, diese Luft kann allerdings auch durch die Poren dahin dringen. – O ja, sage Ich, und sage noch dazu, dass sie das tun muss. Denn wenn die Pflanze so verschlossen wäre, dass sie nicht irgend auch allerfeinste Poren hätte, sagt, wodurch soll denn die Luft hineindringen, selbst dann, wenn die Pflanze ihre Atmungsfähigkeit noch bedeutend sichtbarer äußern würde als irgendein Tier!?

9. Wenn man z. B. euch Mund und Nase verstopfen würde, wodurch wird wohl Luft in eure Lungen dringen nach dem Bedarf, als ihr derselben nötig habt zum Leben!? Und da eure zwei größeren Mund- und Nasenporen offen sein müssen, wenn ihr atmen sollt, so werdet ihr doch auch nichts dawider haben, wenn eine Pflanze auch irgend mit Poren versehen ist, durch welche die Luft in sie dringen kann nach ihrem speziellen Bedürfnis. Und ihr werdet nun diese Fähigkeit der Pflanze umso weniger beneiden, da sie mit dem Atmen viel ökonomischer ist als ihr.

10. Denn während ihr doch alle Sekunden aus- und einatmet, atmet die Pflanze nur zweimal im Tag, und zwar geschieht der Einatmungsprozess zur Tageszeit und der Ausatmungsprozess zur Nachtzeit; da wird dann die atmosphärische Luft, nach dem Bedürfnis der Pflanze, durch die Poren, ja bei einigen Pflanzen sogar durch eigens dazu bestimmte Kammern, langsam durch den ganzen Tag über in sich gezogen. Zur Nachtzeit aber, wenn der chemische Prozess vor sich gegangen ist und die Pflanze das ihr Zusagende absorbiert hat, so wird der jeder Pflanze überflüssige nicht zusagende Kohlenstoff mit anderen ebenfalls der Pflanze nicht zusagenden Stickteilen hinausgestoßen, welcher Ausstoßungsprozess dann also lange wieder fortdauert, wie am Tag der Einatmungsprozess gedauert hat.

11. Nun, da hättet ihr denn das Atmen der Pflanzen, dass es wirklich vor sich geht. Warum es vor sich geht, ist schon gesagt beim Stein. Denn es ist ein und derselbe Grund.

12. Jedoch wie die Pflanze atmet, das ist etwas anderes. Obschon selbst auch bei der Pflanze der nämliche Grund als bewegende Ursache des Atmens vorhanden ist, so wird es aber doch durch ganz andere, dem Organismus der Pflanze entsprechende Mittel erreicht, als wie bei der anderen, ganz plump organischen Materie.

13. Fürs Erste müsst ihr wissen, um das Wie recht zu verstehen, dass das Atmen nicht eine so ganz einfache Verrichtung ist, als es sich dem Äußeren nach zum Beschauen darbietet. Sondern da ist ein Atmen immer die Folge eines anderen, vorhergehenden Atmens.

14. Zum Beispiel, so ihr einen Doppelblasebalg zur Hand nehmt und zieht ihn auf mit der Hand, so wird die Luft in dem unteren Blasebalg in den oberen gedrückt. Sobald der untere Teil wieder losgelassen wird, schöpft er neuerdings wieder Luft. Und so ihr ihn wieder drückt, so wird diese hineingeschöpfte Luft wieder in den oberen gestoßen. Aber sagt, hätte das der Blasebalg auch für sich allein verrichten können, ohne dass ihn irgendeine bewegende Kraft zu dieser Verrichtung genötigt hätte? Nein, wird selbst der blindeste Verstand sagen, solches geht nicht an.

15. Wenn Ich nun also frage, welche bewegende Kraft setzt denn die Pflanze in ihrem Organismus in den Stand, dass sich die Organe in ihr verhältnismäßig erweitern und dadurch die Luft in sich gleich einem Blasebalg einsaugen? Da werdet ihr sagen: Das ist ja eben der Punkt, wo es bei uns noch hapert! – Allein ihr sollt von eurer Haperei sogleich befreit werden, müsst aber zuvor einen sorgfältigen Blick werfen auf die zahllosen, oft kleineren und oft größeren rauen Spitzchen, welche sowohl den Stamm oft ganz, besonders aber die untere Seite der Blätter voll anfüllen.

16. Seht, diese Spitzchen sind nichts anderes als lauter Elektrizitäts-Sauger, und sie saugen begierig dieses polarische Fluidum den ganzen Tag über in sich, und zwar am Tag das Positive dieser Polarität. Durch dieses Insichsaugen der positiven Elektrizität, welche entspricht der Zentrifugalkraft, da sie in sich eine Fülle ausspricht, werden auch die Organe ausgedehnt, wodurch dann die Räume größer und größer werden und die Luft durch die Poren notwendig in sich saugen müssen.

17. Zur Nachtzeit aber ändert sich auch die elektrische Polarität und strömt durch die Spitzen oder entladet sich, wie ihr zu sagen pflegt, wodurch dann die Organe wieder enger aneinander treten und die durch die Polarität der Elektrizität selbst ausgeschiedene, unbrauchbare Kohlen- und Stickluft hinausstoßen, welche zwei Luftarten eben auch der negativen Polarität entsprechen.

18. Nun, da habt ihr die aufgelöste Haperei. Nun werdet ihr sagen: Jetzt haben wir’s! – Ich aber sage: Ihr habt es zwar wohl, aber eine Hauptsache geht uns noch ab. Und diese ist folgende: dass namentlich diejenigen Pflanzen, die da fortbestehen über den Winter, als dergleichen sind Gesträuche und Bäume, wie auch einige niedere Pflanzen, die dem Botaniker wohl bekannt sein werden, noch ein großartigeres periodisches Atmen haben, und das zwar im Verlaufe von einem Jahr, und zwar meistens in den Tropenländern, einmal ein und einmal aus geschieht. Das heißt, durch den Sommer hindurch geschieht mit dem täglichen speziellen Atmen auch immerwährend das Haupteinatmen, und zwar auf folgende Art:

19. Es geht durch jeden speziellen Atemzug ein solcher Prozess in dem Organismus des Baumes vor, dass, abgesehen von dem natürlichen Verbrauch der eingeatmeten Luft, immer noch etwas von dieser Luft in dem Organismus zurückbleibt, durch welchen Rest der Baum durch den Sommer hindurch ganz besonders sein Wachstum im Umfang befördert; sodann wird der nicht verbrauchte, bedeutende Rest wieder hinausgeschafft, dessen Herausschaffung teils durch die grobe Rinde selbst, teils aber auch an dem an demselben häufig entstandenen Moos ersichtlich wird.

20. Wenn nämlich dieser Luftrest durch die Poren vermöge der allgemeinen Bewegung der Organe zur Winterszeit allenthalben hinausgepresst wird, so könnt ihr euch wohl leicht denken, dass diese Luft durch die längere Gegenwart in dem Organismus des Baumes nicht ganz rein geblieben ist. Wenn sie nun wieder heraustritt in die freie atmosphärische Luft, so muss sie, bevor sie von selber aufgenommen wird, durch einen eigentümlichen chemischen Prozess das ihr Uneigentliche an der Rinde oder am Stamm entweder in der einen oder anderen Form absetzen, wodurch dann auch die grobe Rinde selbst wie auch das Moos auf derselben gebildet wird.

21. Seht, das ist nun das große periodische Atmen solcher Pflanzen; denn, dass es vor sich gehen müsse, dafür spricht ja das Bestehen einer solchen Pflanze selbst. Und die besprochenen Erscheinungen bürgen ja lautschreiend für die Wahrheit dieser Offenbarung.

22. Aber, dass der Baum noch ein viertes Atmen habe, wie die Tiere ein fünftes und sechstes und der Mensch ein zahlloses – dieses zu erörtern ist fürs Erste hier nicht der Platz, wie es auch noch zu früh wäre für das schwache Verständnis eures Gemütes. Jedoch zu seiner Zeit wird euch alles in der Überfülle gegeben werden. Denn dieses hier Gesagte ist kaum ein Sonnenstäubchen zu der Unendlichkeit, was da noch zu sagen wäre selbst nur von einem Sonnenstäubchen.

23. Obschon es zwar in Mir und für Mich nichts Unendliches und nichts Ewiges gibt, da Ich Selbst unendlich und ewig bin, so ist aber doch alles Unendliches in sich bergend, da es Mich Selbst in sich birgt. Denn, wo wäre das Ding, das außer Mir wäre und Mich nicht in sich trüge? Was aber Mich in sich trägt, trägt Unendliches in sich und kann daher auch für das endliche Wesen niemals endlich besprochen werden.

24. Daher könnt ihr auch versichert sein, dass Ich für diejenigen, die Mich lieben, noch allezeit für alle Ewigkeiten im Hintergrund Unendliches verborgen habe, und dass diejenigen, die zu Mir in die Schule gehen, in alle Ewigkeit nicht auslernen werden.

25. Denn je mehr da einer erkennen wird, desto mehr wird ihm noch immer zu erkennen bleiben. Daher wird es in Meinem Reich auch keine Gelehrte geben. Und da wird nie jemand können die Rigorosa zur Doktors-Würde nehmen; denn da wird es stets heißen:

26. Wir bleiben ewig Schüler, und all unser Erkennen und Wissen ist nichts als ein eitles Stückwerk gegen die Allwissenheit unseres Vaters!

27. Seht, daher seid froh und voll guten Mutes! Wenn ihr auch nicht alles wisst, so wisset ihr aber doch, dass Mir nichts unbekannt sein kann. Und wisset noch dazu, dass euch alles gegeben wird, um was ihr Mich, euren heiligen Vater, bitten werdet. Amen. Das sage Ich, euer wohlweiser Vater. Amen.

Kapitel 401122B Mobile Ansicht Impressum