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Kapitel 2 Sterben und Hinübergehen

Zweites Beispiel. Ein Gelehrter

Am 2. August 1847

1. Gehen wir an das Krankenlager eines Gelehrten, für dessen irdische Lebenserhaltung – wie ihr zu sagen pflegt – kein Kräutlein mehr gewachsen ist, und betrachten diesen zweiten berühmten Mann, wie er sich in den letzten Stunden noch diesseits befindet – und wie er drüben erwacht und welche Richtung ihm seine Liebe gibt.

2. Der Mann, den wir nun betrachten werden, war auf der Welt ein Philosoph und zugleich ein Astronom „in optima forma“ [in bester Form], wie ihr zu sagen pflegt.

3. Dieser Mann hat in seinem großen Eifer, die Sterne zu mustern und zu berechnen, ein Alter von etlich und siebzig Jahren erreicht, hat sich aber bei einer anhaltenden Sternguckerei an einem sehr kalten Winterabend dergestalt abgekühlt, dass man ihn bei seinem Tubus beinahe ganz erstarrt angetroffen hatte, von wo er dann von seinen Freunden sogleich in seine erwärmte Wohnung gebracht und augenblicklich mit der bestmöglichen Hilfe versehen ward, der zufolge er auch in der Zeit von ein paar Stunden wieder insoweit zurechtgebracht wurde, dass er seinen letzten Willen seinen Freunden kundgeben konnte, welcher also lautete:

4. „Im Namen der unerforschlichen Gottheit! Da man nicht wissen kann, wie lange einem Menschen das unerforschliche Geschick noch dies elende Leben belassen wird, und man auch nicht weiß, welch ein Ersatz einem dafür zuteilwird, so ist es mein Wille, dass ihr, meine lieben Freunde, zuerst meinen Leichnam – so ich sterben sollte – durch Einbalsamierung vor der Verwesung bewahrt und ihn in einem wohlvermachten Kupfersarg in eine Gruft bringt, darin schon mehrere meiner wertesten Kollegen ruhen und gewisserart meiner harren. Das Eingeweide aber, das da zuerst in die Fäulnis übergeht, tut in eine eigene Testinal-Urne unter Spiritus und setzt es in mein Museum an einen Ort, der jedermann sogleich in die Augen fällt, auf dass ich wenigstens in der Erinnerung der Menschen fortlebe, so schon an kein anderes Fortleben nach dem Tode des Leibes zu gedenken ist.

5. Was mein Vermögen betrifft, so wisst ihr, meine Freunde, es ohnehin, dass ein Gelehrter auf dieser Welt selten etwas mehr besitzt, als was er zu seinen täglichen geistigen und physischen Auslagen benötigt, und so ist es denn auch bei mir jetzt, wie es allzeit war. Ich habe kein Geldvermögen jemals gehabt und kann daher auch keines hinterlassen. Veräußert aber bald nach meinem Hintritt meine hinterlassenen Effekten und besorgt damit das, was ich gleich anfangs anbefohlen habe.

6. Meine drei noch lebenden Kinder, die alle gut versorgt sind, benachrichtigt, wenn ich nicht mehr bin, und der älteste Sohn, mein Liebling, der sich mein Fach gewählt hat, soll der Erbe von meinen sämtlichen Büchern und Schriften sein und soll ehestmöglich meine noch unedierten Schriften zum Druck befördern.

7. Damit sei mein Wille beschlossen für diese schöne Sternenwelt, die ich fürderhin nimmer schauen noch berechnen werde!

8. Ach, was ist doch der Mensch für ein elend Wesen! Voll erhabener Ideen, voll überirdischer Hoffnungen, solange er noch gesund auf der Erde umherwandelt, – aber am Rande des Grabes schwinden sie alle dahin wie die Träume und Luftschlösser eines Kindes und an ihre Stelle tritt die traurige Wirklichkeit, der Tod als der letzte Moment unseres Daseins, mit ihm die Vernichtung, die keine Schranken hat.

9. O Freunde! Es ist ein schwerer, schrecklicher Gedanke vom ‚Sein‘ bis zum ‚Nichtsein‘ für den, der – wie ich nun – am Rande des Grabes steht! Mein Inneres ruft mir zu: ‚Du stirbst, du stirbst jetzt! Nur wenige Minuten noch und über dein ganzes Wesen hat sich die schwarze Nacht der ewigen Vernichtung gesenkt!‘ O Freunde, dieser Zuruf ist erschrecklich für den, der am Grabesrande steht, mit dem einen Auge noch die lieben schönen Sterne beschaut und mit dem anderen die ewige tote Nacht, in der keine Idee die Moderasche durchweht, kein Bewusstsein, keine Erinnerung!

10. Wohin, wohin wird dieser Staub in tausend Jahren verweht werden? Welcher Orkan wird ihn aus dem Grab entwirren, und welche Meereswoge wird ihn dann wieder verschlingen oder welch anderes neues Grab?

11. O Freunde! Reicht mir einen Trank, denn ich bin ganz entsetzlich durstig! Einen Trost gebt mir zur Linderung meiner großen Angst! Gebt mir den besten Wein – und viel, damit ich mich noch einmal erquicke und berausche und leichter den schrecklichen Tod erwarte!

12. O du furchtbarer Tod, du größte Schande für den erhabenen Menschengeist, der so Herrliches geschaffen hatte und Entdeckungen gemacht, die ihm zur größten Ehre gereichen! Dieser Geist muss nun sterben, die größte Schande ist sein Lohn: der Tod, die ewige Vernichtung!

13. O Fatum, o Gottheit, habt ihr ewige Sterne verschaffen können, warum nicht auch einen Menschen, der nicht stürbe? O du Tollheit, wie groß musst du sein in der Gottheit, die ein Vergnügen daran hat, Erhabenstes zu erschaffen, um es dann wieder zu zerstören auf ewig oder zu bilden aus Menschen schändliches Gewürm oder Infusorien!

14. Muss ich denn sterben? Warum muss ich denn sterben? Was tat ich, was taten Millionen, dass sie sterben müssen? Wahrlich, in einem Tollhaus hätte eine bessere Schöpfungsnorm stattfinden können, als diese sterbliche da ist, gestellt von einer höchst weise sein sollenden Gottheit!“

15. Hier ermahnten die umstehenden Freunde und Ärzte unseren Astronomen zur Ruhe, die ihm nottue, so er wieder genesen wolle. Denn es stünde ja noch nirgends geschrieben, dass er nun wegen dieser freilich wohl sehr starken Verkühlung sterben müsse, wohl aber könnten ihm solche mächtigen Gemütsaufregungen im Ernst das teure Leben kosten.

16. Diese Mahnung aber fruchtete bei unserem Astronomen sehr wenig, denn er fuhr darauf nur desto ärger auf und sprach in einem höchst aufgeregten Ton: „Weg, weg mit eurer Hilfe! Weg mit diesem elenden verfluchten Leben! Wenn der Mensch nicht ewig leben kann, dann ist das Leben die größte und schändlichste Prellerei und der Tod und das Nichtsein nur die Wahrheit! Schämen muss sich der Weise eines solchen Lebens, das nur von heute auf morgen dauert! Ich will daher auch nicht mehr leben! Mich ekelt nun dieses miserabelste Leben tausendmal mehr an als der elendeste Tod; daher gebt mir Gift, stärkstes Gift gebt mir, auf dass ich ehestens dieses Lebens loswerde! Verflucht sei solch ein Leben, solch ein Mückenleben, und ewige Schande der Urkraft oder Gottheit oder welch ein Kloakengeist sie sonst ist, die es nicht konnte oder nicht wollte, dem erhabenen Menschen ein Leben geben, das sich mit den Sternen auch der Dauer nach messen könnte! Daher weg mit diesem Leben, weg mit dieser Gottheitsprellerei! Kann sie dem Menschen kein besseres Leben geben, so soll ihr auch für das gepfiffen sein, das mag sie für sich behalten! Lebt wohl, ihr meine lieben Freunde, ich sterbe, ich will sterben, ja ich muss sterben; denn nun könnte ich als ein erhabenster Menschengeist nimmer die Schande dieses Fopplebens ertragen!“

17. Hier ermahnen die Ärzte wieder unseren Astromomen zur Ruhe. Aber er wird stumm und gibt ihnen keinen Bescheid mehr. Die Ärzte reichen ihm Moschus, aber er schleudert ihn von sich. Die Ärzte bitten ihn, dass er Medizin nehmen sollte, aber er wird stets mehr stumm und fängt an zu röcheln. Man reibt ihn und sucht ihn wieder aus dieser Lethargie zu retten, allein es ist vergeblich. Nach einer Zeit von ein paar Stunden legt sich zwar das Röcheln, aber an dessen Stelle tritt ein grelles Delirium – in der Welt als solches erscheinlich –, in welchem der Astronom folgendes mit einer hohlen Kreischstimme aussagt:

18. „Wo seid ihr denn, die ich so sehr liebte, ihr schönen Sterne? Schämt ihr euch meiner denn, weil ihr euer holdes Antlitz vor mir verbergt? O schämt euch meiner nicht! Denn euer harrt ja ein gleiches Los, das mich nun getroffen. Ihr werdet auch sterben, wie ich nun gestorben bin! Aber grollt darum dem schwachen Schöpfer nicht, wie ich ihm gegrollt habe. Denn seht, er hatte sicher wohl den besten Willen, aber zu wenig Weisheit und Kraft, darum alle seine Werke so hinfällig und vergänglich sind. Er hätte freilich wohl besser getan, wenn er nie etwas erschaffen hätte, wodurch er sich bei uns, seinen weisen Geschöpfen, nur blamiert hat; denn ein unvollkommenes Werk lässt auf keinen vollkommenen Meister schließen! Daher nicht mehr gegrollt dem armen Tropfen von einem Schöpfer, der am Ende zu tun haben wird, sich selbst über die schrankenlose Vergänglichkeit all seiner Werke hinaus zu erhalten.

19. O du armer Schöpfer du! Jetzt sehe ich es erst ein, dass du wohl ein recht gutes Wesen bist und selbst die größte Freude hättest, so dir deine Schöpfung besser gelungen wäre, aber: ‚Ultra posse nemo tenetur‘ [niemand vermag etwas über seine Möglichkeiten]. Ein Schelm, der’s besser machen will, als er’s kann. Du aber hast es nicht über dein Vermögen besser gemacht, daher bist du auch kein Schelm!

20. O du armer guter Mensch Jesus, der du der Welt wohl die weiseste Moral gegeben hast unter mehrfachen Scheinwundern! Du hast dich auch zu viel auf deinen vermeintlichen Gott-Vater verlassen, der dich gerade dann ob seiner evidenten Schwäche im Stich ließ, als es gerade am meisten an der Zeit gewesen wäre, dich am mächtigsten mit einer Allkraft zu unterstützen, mit der du deine Feinde hättest verwehen können! Als du am Schandpfahl hingst, war es freilich wohl zu spät auszurufen: ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!‘ Denn sieh, dein Gott hatte dich schon lange verlassen müssen, weil ihm für deine wie auch für meine Erhaltung die Kraft ausgegangen ist! Er tat zwar, was er konnte, und hätte auch gern mehr getan, aber siehe, da gilt immer das ‚ultra posse nemo tenetur‘!

21. Ah, das ist aber doch lächerlich! Jetzt bin ich gestorben und lebe aber dennoch – wie ein gefoppter Esel! Das Rarste bei der Sache ist, dass es mir nun geradeso vorkommt, als wäre es die reinste Unmöglichkeit, je sterben zu können! Aber wo nur etwa die Erde hingerutscht ist, und meine guten Freunde? Ich sehe zwar nichts und höre auch nichts, außer mich allein nur, aber ich bin dabei bei hellstem Bewusstsein, und meine Erinnerung erstreckt sich nun ganz klar bis tief und weit über den Mutterleibesstand zurück. Es ist wahrlich sonderbar! Sollte die Gottheit mir etwa dennoch zeigen, dass sie mehr vermag, als ich in dieser meiner letzten Zeit von ihr erwartet habe? Oder lebt noch mein Leib im letzten Vernichtungsmoment und mein nunmehriges Leben gleicht dem Nachglanz jener Sonnen, die vor Trillionen Jahren erloschen sind und nun nur in der Emanation ihres Lichtes durch den unendlichen Raum fortleben?

22. Aber für solch ein Scheinleben, das – mathematisch richtig – wohl auch ewig dauern muss, weil der ausgehende Strahl nimmer an eine Grenze stoßen und somit völlig aufhören kann, bin ich mir meiner selbst nur zu klar bewusst, ja tausendmal klarer als je irgendwann in meiner ganzen irdischen Lebensbahn. Nur, wie gesagt, dass ich nichts höre und sehe außer mich allein. Aha, aha, still nun! Mir kommt es vor, als vernähme ich ein leises Gemurmel, ein Geflüster! Auch will sich meiner wie ein leiser, sehr süßer Schlaf bemächtigen, und doch ist es kein Schlaf, – nein, nein, es ist nur, als ob ich von einem Schlaf erwachen sollte! Doch nun stille, stille; ich höre Stimmen aus der Ferne, bekannte, sehr bekannte Stimmen! Stille, sie kommen, sie kommen näher.“

23. Hier verstummte unser Astronom völlig und bewegte auch die Lippen nicht mehr, woraus die ihn umstehenden Freunde und Ärzte schlossen, dass es nun mit ihm völlig gar sein werde, da ohnehin die halbe Rede, die hier angeführt ist, von den Umstehenden mehr als ein röchelndes Gekreische denn als ein artikulierter Ausdruck vermeintlicher innerer Phantasie des starr werdenden Organismus vernommen ward.

24. Die Ärzte schritten zwar wohl noch zu den extremsten Wiederbelebungsmitteln – aber sie waren nun fruchtlos – und ließen dann den nach ihrer Meinung in die tiefste Lethargie versunkenen Astronomen ruhen und warteten ab, was die Natur von selbst zum Vorschein bringen werde. Aber sie warteten vergeblich, denn die Natur brachte da nichts weiter zum Vorschein als den bald wirklich erfolgten Leibestod.

25. Wo aber nun für die Ärzte und ihre „Natur“ die „ultima linea rerum“ [das letzte Ziel der Dinge] ( d. i. der Tod) erfolgt ist, da empfehlen sie sich. Und wir empfehlen uns auch, aber nicht wie die Ärzte, sondern wie Geister, die dem für diese Erde gestorbenen Mann auch ins Jenseits folgen können und beobachten, was er da beginnen wird und wohin sich wenden.

26. Seht, da ist er noch ganz wie auf der Welt auf seinem Lager – und daneben niemand außer die drei euch schon bekannten Engel. Und dort hinter den drei Boten noch jemand!

27. Hört, noch redet er und spricht: „Siehe, nun höre ich wieder nichts. Was waren denn das früher für akustische Täuschungen? Hm, hm, nun alles mäuschenstill. Bin ich denn noch, oder ist es aus mit mir? Oh, aus ist es auf keinen Fall, denn ich fühle mich ja, ich bin mir klarst bewusst, ich denke, ich erinnere mich an alles haarklein, was ich je verrichtet habe, – nur Nacht, Nacht, die verruchte Nacht, die will nicht weichen! Ich will einmal per Spaß doch zu rufen anfangen, und das so laut als möglich. Vielleicht wird einmal per Spaß mich doch jemand vernehmen! – Heda! – Niemand in meiner Nähe, der mir aus dieser Nacht hülfe? Zu Hilfe, so jemand da irgend in meiner Nähe sich zufällig befindet!“

28. Nun meldet sich der Bote A und spricht zu B: „Bruder, hebe ihn aus seinem Grabe!“ Und der Bote B beugt sich über den Astronomen und spricht: „Es geschehe dir, wie es der Herr allen Lebens und Seins ewig gleich will, – erhebe dich aus deinem irdischen Grabe des Fleischleibes, du irdischer Bruder!“

29. Seht, nun erhebt sich im Augenblick der Astronom und sein Leib fällt wie ein aufgelöster Dunst zurück! Aber der Astronom ruft: „Bruder, hast du mich aus dem Grabe gezogen, so ziehe mich auch aus meiner Nacht!“ Und der Bote C spricht: „Also ist es von Ewigkeit des Herrn Wille, dass alle Seine Geschöpfe, und ganz besonders Seine Kinder, Licht haben und im Licht wohlsehend wandeln sollen. Sonach öffne deine unsterblichen Augen und sehe und schaue, was dir wohlgefällt. Es sei!“

30. Nun öffnet der Astronom in der geistigen Welt zum ersten Mal seine Augen und sieht klar seine Umgebung und hat eine rechte Freude, dass er – nach seiner Idee – wieder Menschen sieht und einen Boden, auf dem er fußt. Nun fragt er aber: „Liebe Freunde, wer seid ihr denn? Und wer bin ich? Denn mir kommt es hier zum Teil doch wieder sehr fremd vor. Auch bin ich so leicht und ungewöhnlich gesund und begreife nicht so recht, wie ich daher gekommen bin und wie eurer Worte Kraft mich sehend gemacht hat. Denn ich war im Ernst stockblind!“

31. Der Engel A spricht: „Du bist für die Welt dem Leibe nach gestorben und bist nun – für ewig lebend deiner Seele und deinem Geiste nach – hier in der eigentlichen wahren Welt des Lebens der Geister. Wir drei aber sind Engel des Herrn, zu dir gesandt, dich zu erwecken und dich zu führen den rechten Weg des Herrn, zu deinem Gott und unserem Gott, zu deinem Vater voll Liebe, Geduld und Erbarmung, der auch unser Vater ist, heilig, überheilig, den du in deiner letzten Endesstunde ‚eine schwache Gottheit‘ nanntest, der dir aber auch alles verzieh, darum du blind und schwach warst! Nun weißt du alles, tue nun danach und du wirst überselig sein gleich uns ewig!“

32. Der Astronom spricht: „Brüder, Freunde Gottes, führt mich, wohin ihr wollt, ich folge euch! Aber wenn ich je der endlosen Gnade soll teilhaftig werden, zur Anschauung Gottes zu gelangen, da stärkt mich gewaltigst! Denn zu elend, schmachvoll und unwert fühle ich mich für ewig, diesen heiligsten Anblick zu ertragen! Aber dort sehe ich ja noch jemand, der uns gar so freundlich anblickt! Wer ist denn der Herrliche? Sicher auch ein Bote der Himmel?“

33. Der A spricht: „Ja, wohl ein Bote aller Himmel! Gehe hin zu Ihm, der Weg ist kurz. Er Selbst wird es dir offenbaren.“

34. Der Astronom geht hin, und der gewisse Jemand geht ihm entgegen und spricht: „Bruder, kennst du Mich denn nicht?“ – Der Astronom spricht: „Wie soll ich dich kennen, sehe ich dich doch zum ersten Mal?! Wer bist du aber, du lieber, herrlicher Bruder?“

35. Der Freundlichste spricht: „Sehe an Meine Wundmale! Siehe, Ich bin dein schwacher Jesus und komme dir entgegen, um mit Meiner Schwäche zu helfen deiner Schwäche; denn käme Ich mit Meiner Kraft dir entgegen, so hättest du kein Leben! Denn siehe, jedes beginnende Leben ist eine zarte Pflanze, die ohne Luft nicht fortkommt, aber der Orkan tötet das Leben der Pflanze! Also bin Ich nun auch nur wie ein zartes Lüftchen, dir entgegenkommend (Zephyr-milde), um dich zu beleben, und nicht als ein Orkan, dich zu zerstören. Liebe Mich, wie Ich dich liebe in Ewigkeit, so wirst du das wahre ewige Leben haben!“

36. Der Astronom spricht: „O Du mein allergeliebtester Jesus! Du also bist es, der die herrliche Lehre den Bewohnern der Erde gegeben und sie Dich dafür gekreuzigt haben? O lehre auch mich den rechten Weg, der zu Gott führt, den Du gelehrt hast; von mir sollst du dafür nie gekreuzigt werden! Aber, so es Dir möglich, lasse dabei mich auch die große Schöpfung in ihrer Klarheit beschauen, die mich durch mein ganzes Leben so sehr beschäftigt hat!“

37. Spricht Jesus: „Dein Weg zu Gott wird nicht weit sein, so du ihn gleich betreten willst; willst du aber zuvor deine Sterne durchmustern, dann wirst du einen weiten Weg haben. Wähle nun, was du lieber willst!“

38. Spricht der Astronom: „Mein geliebtester Jesus, siehe, für Gott bin ich noch lange nicht reif. Daher sei mir, so es dir möglich, behilflich, dass ich in den Gestirnen reif werde.“

39. Spricht der Herr: „Es geschehe dir nach deiner Liebe! Und aus diesen drei Engeln wähle dir einen, der dich führen wird und dir am Ende deiner Reise zeigen, wer dein vermeintlicher Jesus ist, den du als einen Menschen kennst, der gekreuzigt ward!“

40. Seht nun wieder, wie dieser Astronom sein „Wasser“ sucht und nur im selben zu Mir schwimmen will, nicht beachtend, dass Ich schon bei ihm und er bei Mir war! Daher hütet euch vor dem zu gelehrten Wasser der Sternkundigen und Geologen, denn es hat seinen Zug nicht nach Mir, sondern nach der Liebe des Gelehrtenfaches! Zu dem Behuf dies längere Exempel. Nächstens wieder ein anderes. Amen!

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