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Kapitel 6 Briefwechsel Jesu

Sechster Brief des Königs Abgarus, den er zehn Wochen später an den Herrn geschrieben hat.

1. Abgarus, ein kleiner Fürst in Edessa, Jesu, dem guten Heiland, alles Heil, der um Jerusalem erschienen ist, ein Heil allen Völkern, die eines guten Herzens sind und haben den rechten Willen, nach Seinem Wort ihr Leben einzurichten.

2. O Herr, vergib mir meine große Dreistigkeit und mein schon wahrhaft unverschämtes Zudringen zu Dir. Aber Du weißt es ja, dass gute Ärzte bei den Menschen stets in größtem Ansehen gestanden sind, weil sie allezeit noch in den Dingen der Natur die sichersten Kenntnisse besaßen, darum sich bei großen Erscheinungen in der Natur jedermann gerne an sie wendete, um von ihnen einen wennschon matten Aufschluss zu erhalten.

3. Um wie endlos höher über alle naturkundigen Ärzte der Welt stehst Du in meinen Augen, der Du nicht nur Arzt in allen Dingen, sondern auch zugleich Schöpfer und Herr aller Natur bist von Ewigkeit!!! Dir kann ich daher nun ganz allein meine gegenwärtige sonderbare Staatsnot vortragen und Dich dann aus aller Tiefe meines Herzens um die gnädige Abwendung dieser sonderbaren Not anflehen.

4. Siehe, wie Du es sicher vom Grunde schon lange weißt, ist vor zehn Tagen hier ein kleines Erdbeben verspürt worden, welches, Dir ewig Dank, ohne besondere Spuren vorüberging. Ein paar Tage nach diesem Erdbeben fing alles Wasser an, trüb zu werden, und jeder Mensch, der das Wasser trank, bekam Kopfschmerzen und ward darauf ganz unsinnig!

5. Ich gab da sogleich ein strenges Gebot heraus, dass da niemand in meinem ganzen Land das Wasser so lange gebrauchen darf, bis ich es wieder zu gebrauchen gebieten werde. Unter der Zeit aber sollen alle meine Staatsbürger zu mir nach Edessa kommen, allwo sie Wein und Wasser unterdessen bekommen werden, das ich nun für den Zweck auf großen Schiffen eigens von einer ziemlich entfernten griechischen Insel holen lasse.

6. Ich glaube, weil mich zu dieser Handlung rein nur die Liebe zu meinem Volk und die wahrste Erbarmung über dasselbe antrieb, keine schlechte Tat begangen zu haben. Darum bitte ich Dich, o Herr, in aller Demut und Zerknirschtheit meines Herzens, Du wollest mir und meinem Volk aus dieser Not helfen!

7. Denn siehe, es will sich das Wasser nicht klären, und dessen tolle Wirkung ist stets die gleiche. O Herr, ich weiß, dass Dir alle guten und bösen Kräfte und Mächte untertan sind und müssen weichen Deinem Wink; daher bitte ich Dich, Du wollest Dich gnädigst meiner erbarmen und mich wegen des armen Volkes befreien von dieser Plage. Dein göttlicher heiliger Wille geschehe!

8. Als der Herr diesen Brief gelesen hatte, erregte Er Sich tief in Seinem Innern und sprach laut wie ein Donner: „O Satana, Satana! Wie lange willst du Gott, deinen Herrn, noch versuchen!? Was tat dir, du ärgste Schlange, dies arme, gute Völklein, dass du es also scheußlich plagst?

9. Auf dass du wieder erfahrest, dass Ich dein Herr es bin, so habe es in diesem Land von diesem Augenblick an ein Ende mit deiner Bosheit. Amen.

10. Hast du dir einst nicht bloß der Menschen Fleisch bedungen, es zu proben, das Ich dir gestattete wie bei Hiob; was machst du mit Meiner Erde?! – Hast du Mut, so greife Mich an; aber Meine Erde und die Menschen, die Mich in ihren Herzen tragen, lasse in der Ruhe bis zur Zeit, die Ich dir zur allerletzten Freiheitsprobe gönnen werde.“

Nach dieser Exklamation (Ausruf d. Ed.) erst hieß Er einen Jünger folgende Worte an den Abgarus richten, die also lauteten:

11. Mein lieber Sohn und Bruder Abgarus! Diesen argen Streich hat dir nicht dein Feind, sondern allein Mein Feind gespielt; du jedoch kennst diesen Feind nicht; Ich aber kenne ihn schon gar lange.

12. Dieser Mein Feind ist der alte unsichtbare Fürst dieser Welt und hatte bisher eine große Macht nicht nur auf dieser Erde, die sein Haus ist, sondern auch in den Sternen. Allein seine Macht wird nur noch eine kurze Zeit dauern, und bald wird der Fürst dieser Welt geschlagen werden.

13. Du aber fürchte ihn nimmerdar; denn für dich und dein Volk habe Ich ihn nun geschlagen. Gebrauche daher nun ganz ruhig das Wasser deines Landes, denn es ist in diesem Augenblick rein und gesund geworden.

14. Siehe, dieweil du Mich liebst, ist dir Arges begegnet. Weil aber deine Liebe zu Mir mächtiger ward in der Bedrängnis, so hat deine Liebe gesiegt über alle Macht der Hölle, und du bist nun für allezeit frei vor solchen höllischen Ausgeburten!

15. Daher wird es kommen, dass der Glaube großen Versuchungen preisgegeben wird und wird durch Feuer und Wasser wandeln müssen. Aber das Feuer der Liebe wird das Glaubensprobefeuer ersticken und das Wasser mit seiner Allgewalt verdampfen.

16. Wie es aber nun deinem Land natürlich ergangen ist, so wird es dereinst vielen aus Meiner Lehre ergehen geistig; sie werden auch sehr unsinnig werden, die aus den Pfützen der falschen Propheten trinken werden.

17. Meine Liebe, Meinen Segen und Meine Gnade dir, Mein Bruder Abgarus. Amen.

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