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Kapitel 2 Dreitagsszene Jesu im Tempel

5. Aus dem Jesaias aber war schon die erste und schon vorerwähnte Vorfrage, deren äußerst mystisch dunkle Beantwortung dann eben den Grund zur folgenden gedehnten Verhandlung bildete, – die wir nun alsbald werden folgen lassen. – Wer sie mit gutem und liebereinem Herzen lesen wird, der auch wird Vieles aus ihr für seine Seele und seinen Geist gewinnen.

6. Bevor wir aber zu der größeren Verhandlung kommen, und weil Ich die gut bezahlte Freiheit zu reden hatte, kehrte Ich zur Vorfrage zurück, und fing die Aeltesten und Schriftgelehrten über die einzelnen Punkte derselben an zu befragen.

7. Die Vorfrage aber war genommen aus Jesaias 7,14. und Vers 15. und 16. dazu, und die Verse lauten: „So wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger, und wird einen Sohn gebären, den wird sie Emanuel heißen. Butter und Honig wird er essen, daß er wisse Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen. Aber ehe der Knabe lernet Böses verwerfen und Gutes erwählen, wird das Land, davor dir grauet, verlassen sein von seinen zweien Königen.“

8. Der erstere Theil der Vorfrage bestand offenbar sogar von selbst verständlich darin: Wer die Jungfrau und wer ihr Sohn Emanuel sei, wann dieß geschehen werde, daß solch ein Sohn in die Welt geboren werde? Die Zeit müßte schon da sein, indem das Land Jacobs bereits schon seit mehreren Jahren seiner beiden Könige entsetzet ist, und nun die Heiden zum Herrn hat? – Ob etwa nicht jener vor 12 Jahren zu Bethlehem von der Jungfrau Maria, die dem Zimmermann Joseph angetrauet war, noch nicht als Weib, sondern als Pflegebefohlene nach dem alten Gebrauche des Tempels, in einem Schafstalle geborne Knabe, dessen wegen die Weisen vom Morgenlande herbeikamen, um ihn als den verheißenen großen König der Juden zu begrüßen, dem Anna und Simeon im Tempel bei der Beschneidung ein großes Zeugniß gegeben haben, eben jener Emanuel sei, von dem Jesaias geweissaget hatte?

9. Nun auf diese eben nicht unbedeutende Vorfrage fing ein Aeltester – so ein recht herrschsüchtiger Knauser an, ein verworrenstes Zeug zusammen zu schwätzen, das Ich gar nicht wieder bekannt geben will, weil er Mich danebst auch einen schlecht erzogenen Knaben nannte, da Ich schon von einem aus einem Weibe Geborenwerden was wüßte?!

10. Nur ein jüngerer, ein wenig menschlicher aussehender Schriftgelehrter erhob sich dagegen, und sagte, daß solches noch keineswegs auf irgend eine schlechte Erziehung hindeute, da besonders in Galiläa die Knaben eher reifer würden als in dem verkümmerten Jerusalem, wo nichts als Luxus und eine große Verzogenheit der Kinder daheim sei! – Man könnte Mir schon eine bessere Antwort auf sein Gutstehen für Mich geben; denn er meine, daß Ich schon mit allen Verhältnissen des menschlichen Lebens bestens vertraut sei?! Man solle nur die andern Knaben entfernen, und mit Mir dann ganz männlich reden!?

11. Aber der Aelteste brummte etwas in seinen Bart hinein, und Ich fragte hernach den menschlicher aussehenden Schriftgelehrten bezüglich der Geburtsgeschichte in Bethlehem. – Aber auch dieser sagte so ganz weitwendig:

12. „Ja du, mein lieber recht holder Knabe, mit jener glücklicher Weise total verrauchten Geschichte, die in jener Zeit Vieles von sich reden machte, ist nun und besonders im Bezug auf die dunkle Weissagung des Propheten Jesaias, der nur für seine Zeit in stets dunklen Bildern weissagte, so viel als Nichts; – denn die Alten haben sich, glaube ich, wie ich es vernommen habe, nach dem bekannten Herodischen Kindermorde von Bethlehem, bei welcher Gelegenheit sicher auch ihr aus dem Morgenlande begrüßter König der Juden geschlachtet ward, gar aus ganz Judea irgend wohin geflüchtet, und leben vielleicht gar nicht mehr?! – Denn man habe nachher nichts mehr von ihrem Dasein vernommen.

13. Es mag immer etwas an der Sache gewesen sein; denn sie habe damals viel Aufsehen gemacht. – Aber merkwürdiger Weise sei in wenig Jahren darauf der Art alles in das Meer der gänzlichen Vergessenheit gesunken, daß nun wohl kein Mensch mehr nur mit einer Sylbe irgend eine Erwähnung davon mache, und es sich auch nicht der Mühe lohne, darüber ein Wort zu verlieren. Simeon und Anna aber wären zwei bekannt alte Tempelschwärmer gewesen, die bei gar manchen Knaben ihre messiasischen Bemerkungen in einem mystischen Tone gemacht haben, und dadurch recht viele schwache Eltern ganz ordentlich verrückten.

14. Als Gott Mosi auf Sinai die Gesetze gab, da bebte nahe der ganze Erdkreis, und die Geschichte in der Wüste hatte bei 40 volle Jahre gedauert, und es mußte da schon nahe alle Welt die Allgewalt Jehova’s anerkennen. Um so mehr wird sich der in diese Welt kommende Messias, von dem David sang: “Machet die Thore weit, und die Thüren der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe. – Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der Herr stark und mächtig, der Herr mächtig im Streit! Machet die Thore weit, und die Türen der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe! – Wer ist der König der Ehren? Es ist der Herr Zebaoth, Er ist der König der Ehren!“ sicher noch mehr die ganze Welt erbeben machend zeigen?!

15. Und du, mein holder Knabe, wirst sonach wohl einsehen, daß es da mit der Geburt in Bethlehem, die bereits ganz verschollen ist, bezüglich des anzuhoffenden Messias wohl seine sehr geweisten Wege haben werde. – Bedenke nur, wie Ihn David angekündigt hatte, und was man zuvor thun solle, so der große König der Ehren aus den Himmeln zu den Juden kommen werde, und bedenke auch, daß da alle Juden zuvor sicher mehrere Jahre werden von großen Propheten, als wie vom Elias, der in jener Zeit dem Herrn der Ehren voran gehen werde, aufgefordert werden, das ins Werk zu setzen, was der große König David anbefohlen hatte, um sich auf solch eine ungeheuere Ankunft des allerhöchsten Gottes wohl vorzubereiten!

16. Denke du, holder Junge, darüber nur nach, und es wird dir dann schon einleuchtend werden, daß ein Jehova Zebaoth nicht gar so leichten Kaufes in die Welt kommen werde, und darum gehe nun, und frage um dergleichen nicht wieder!“

17. Darauf erst machte Ich dann die schon früher bekannt gegebene Bemerkung, die den reichen Mann aus Bethanien bewog, für Mich die große Besprechungstaxe zu zahlen, um Mich zu vermögen, über die von Mir gegebene Vorfrage weitere Einreden zu machen, und Mich darüber auch noch weiter über die auf den Messias lautenden Texte im Jesaias auszusprechen; denn er war einer der Wenigen, der nun den König der Ehren nach Elias nicht mehr im Sturme oder Feuer, sondern im sanften Windessäuseln erwartete.

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