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Kapitel 3 Die zwölf Stunden

Dritte Stunde.

1. Nun da sehet her, das Land, das sich euren Blicken auf der weißen Tafel darstellt, ihr mögt es wohl erkennen, es ist Afrika. Sehet es nur recht wohl an, es ist keine Landkarte, sage Ich euch, sondern das wirkliche Land im treuen Bilde.

2. Sehet hier die nördlichen Küsten, sehet hier im Norden das alte Egypten; sehet weiter hin gegen Westen all' die euch bekannten Raubstaaten, besehet allda die schroffen Gebirgsmassen und zwischen ihnen wieder unabsehbare Sandwüsten und Steppen. —

3. Sehet, überall herrschet der Abgott Mohamed; überall Raub, Mord, Sclaverei, und andererseits Despotismus und Tyrannismus im höchsten Grade!

4. Sehet, alle diese Einwohner, die da noch irgend ein Gewerbe treiben, sind nichts als Leibeigene ihrer Herrscher; das Schwert des Despoten umschwirrt beständig ihren bloßen Nacken, so sie nicht Alles beinahe, was sie sich erworben, abgeben an ihren Herrscher.

5. Sehet, wie ihre Priester ihnen von ihren Thürmen Fluch und Trug, aber keinen Segen predigen, und sättigen die Armen mit ihrer elysäischen Luft; während diese ihnen für dieses Nichts noch Das, was ihnen der Herrscher gelassen, wenigstens zur Hälfte opfern müssen.

6. Sehet, wie einige wenigen Christen hier eine ganz elend klägliche Figur machen, während wieder andere mächtigere Namen-Christen wohlbewaffnet in mächtigen Heeren herumziehen und die Elenden noch elender machen, als sie ohnedieß sind, und bringen ihnen, wie ihr sehet, statt Meinem Segen und Meiner Gnade, Krieg, Tod, Verheerung, Hungersnoth und noch andere zahllose Uebel. Wahrlich, so arg hat es Paulus nicht getrieben in seiner Christen-Verfolgung, als diese Christen es treiben mit den Elenden. Jedoch lassen wir diese Küste da oben, und sehen wir ein wenig nach Egypten.

7. Sehet dieses schöne Land, diesen einstmaligen Segen Jacobs. Sehet hin, wie es aussieht; wahrlich die Hure Babels ist eine reine Jungfrau dagegen.

8. Es bewässert zwar noch der alte Nil den Boden, da Joseph herrschte und dem Pharao Alles war; aber welches Land bewässert dieser Nil jetzt?

9. Als das israelitische Volk von Mir heimgeführt wurde aus diesem Lande, war dasselbe heimgesucht mit 7 harten Plagen auf eine kurze Zeit nur, bis die Kinder entlassen wurden; allein was waren diese Plagen gegen die jetzigen, deren Zahl kein Ende hat, ja sie waren ein wahres Manna des Himmels dagegen.

10. Damals beherrschten dasselbe Land Heiden zwar; aber sie waren doch wenigstens Menschen, und wußten wohl zu achten den Werth des Menschen, und ihre Lehre war eine, die, wie die mittelasiatische, aus den Zeiten Noah's herrührte, und war ihnen wohl bekannt das Wesen des großen Gottes; und waren aus dieser Kenntniß in mannichfacher Weisheit, welche sie freilich nur gewissen Menschen durch ihre Mysterien lehrten, und thaten dieses darum, damit der große Gott nicht durch irgend einen Unfähigen und Unwürdigen entheiliget werde; aus welchem Grunde ihr Land denn auch strotzte von den sogenannten Weltwundern aller Art, und ihre Weisheit und ihre Schule war bei allen Nationen als groß anerkannt.

11. Noch heutigen Tages sehet ihr großartige Ueberreste der vormaligen Größe dieses Landes über den heißen Sand emporragen; aber nun sehet dieses Land jetzt an. Sehet dessen arme Völker, wie sie gleich andern Thieren gejagt werden; sehet da ziemlich südlich einige friedliche Hütten, eingeschlossen von beinahe unübersteigbaren Bergen.

12. Doch daher blicket, und schauet kühne, bewaffnete Kletterer des Despoten kühn ersteigen die Bergspitzen, und sehet hin, wie sie sich hinabstürzen auf die friedlichen Hütten, all' die friedlichen Bewohner übel umbringen, und ihre ganze Habe fortschleppen, und setzen andere gefangene Menschen an ihre Stelle und legen ihnen bei der fürchterlichsten Todesstrafe die sauere Pflicht auf, wenigstens für 10 Jahre im Verlauf von 3 Jahren den Tribut für den Despoten zu erarbeiten.

13. Sehet hierher, da ist eine andere solche Landschaft, da vor 3 Jahren Solches geschehen; sehet, wie diese Tribut-Erheber sich soeben jenen dahin gestellten Sclaven nähern und ihnen alle ihre erworbene Habe nehmen und fortschleppen, nachdem sie sie zuvor grausam gemißhandelt, und alle ihre Weiber und Mägde genothzüchtiget haben.

14. Nun da sehet weiter herauf, sehet hier mehrere despotische Kriegsknechte mit Schlingen, Schwertern und Schießgewehren versehen; daher sehet, wie so eben die Schlingen über die flüchtigen Bewohner dieser Gebirgsgegend hin und her geworfen werden; sehet da ein wenig gegen Westen, wie Einige über Felsen kletternd die Flucht ergreifen, Väter, Mütter, Kinder. Jung und Alt klimmen mit blutenden Fingern, um zu entrinnen den Wütherichen; aber sehet auch zugleich, wie ihnen diese nachsetzen, und nun Eines um das Andere von den Felsen herabschießen; und nun sehet, wie sie da schon eine Menge Gefangener, Männer und Jünglinge, zusammenknebeln, um sie auf die elendeste und niederträchtigste Weise an den Ort ihrer militärischen Bestimmung zu bringen.

15. Und nun gehet mit eurem Blicke wieder herab von den Bergen, und sehet da einen befugten Machthaber und Tributspächter des Despoten, wie er, um seine Geilheit aufzufrischen, einen ganzen Troß von Sclavinnen mit einer Peitsche durcheinander treibt, um dann wieder eine unter seinen mächtigen Hieben Blutende beschlafen zu können; anderer Gräuel, die hier in diesem Lande jetzt zahlreich verübt werden, nicht zu gedenken.

16. Nun sehet, wie dieses Land aussieht; vergleichet diese Plagen mit den einstigen sieben, und wahrlich, ihr müßt es gestehen, daß sie ein reines Manna des Himmels waren; denn wollt ihr euch den höchsten Grad der höllischen Verworfenheit denken, so reiset nach Egypten, und ihr werdet ihn buchstäblich finden.

17. Denn Ich sage, und kann euch nicht mehr sagen, so weit ist es allhier gekommen, daß sogar eine Wohlthat, die alldort ausgeübt wird von den Großen dieses schönen Reiches, eine allerbarste Grausamkeit ist.

18. Da sehet nur ein wenig hierher in die Krankenhäuser, Hospitäler und Irrenanstalten; sehet, wie die Kranken mit allerlei Mitteln gemartert werden, die Armen beinahe mit Unrath gefüttert, und die Irrsinnigen gleich denen Mumien in den Mauerlöchern, versehen mit einem eisernen Gitter, kauern, schreien und wehklagen.

19. Ich will euch die Sache nicht näher auseinandersetzen, und es genüge, wenn ich sage, daß alldort eine Wohlthat eine barste Grausamkeit ist; denket euch selbst, unter welcher Gestalt dann erst die Grausamkeit selbst erscheint.

20. Nun lassen wir diesen nördlichen Theil dieses elenden Landes, wie auch den von ganz Afrika, und dahier sehet die unbekannte Mitte dieses Landes! Sehet hier noch hie und da die Hütten zerstreut, sehet, dieses Land ist groß und ist ringsum eingeschlossen von den unübersteiglichsten Bergen; sehet, das ist der einzige Punkt der Erde, da sich noch eine unverdorbene, höchst gutmüthige Menschenklasse vorfindet.

21. Sehet, diese Menschen sind alle noch im innern Schauen, und außer einem von Mir abgesandten Jünger, des Apostels Thomas, hat noch kein fremder Fuß dieses Land betreten, und so ist dieses freilich kleine Völkel, welches sparsam nur die heißen Gegenden bewohnt, in Meiner reinen Lehre, die bis auf diese Stunde noch nicht getrübt worden ist.

22. Das ist zugleich der einzige kleine Anhängepunkt, der die Erde noch verbindet mit Meinem Himmel, und merket euch wohl, was Ich euch soeben sagen werde: Wenn ein frecher Fuß dieses Heiligthum habsüchtig betreten wird, will Ich Meine Fackel über die Erde schleudern. —

23. Aber sehet da eben von diesem Lande aus gegen Osten und gegen Westen, wie zwei Hauptnationen voll Habsucht und Gier schon alle möglichen Leitern an die Gebirge anlegen, um in diesem Lande ihren unersättlichen Durst nach dem vermeintlichen Golde zu stillen.

24. Ja, Ich sage euch, es wird ihnen auch bald gelingen, und sie sind nahe daran, da hinein zu dringen; aber wahrlich, sage Ich, sie werden kein Gold finden, darnach sie dürsten. Sie werden zwar ein Gold finden; aber dieses Gold wird mit seiner Schwere die ganze Erde übel erdrücken.

25. Und nun begebet euch noch ein wenig hierher an die südwestliche Küste dieses Landes. Sehet da dem löblichen Menschenhandel ein wenig zu, sehet, wie allda despotische Wucherer ihre unter allen Namen verruchten Schiffe mit den armen unsterblichen Menschen vollauf bepacken; sehet ein wenig herein in dieses Schiff; sehet, wie es ringsum kaum spannhohe Bretergallerien hat, und wie da auf diese Gallerien gleich Holzscheiten diese Armen neben einander hin auf dem Bauche liegend geschichtet werden.

26. Nun seht, es ist ein solches Schiff bepackt mit 600 bis 1000 solcher Unglücklichen; vor eines Jeden Mund wird zu seiner Nahrung von dieser Küste aus bis nach Amerika hin ein 4 Pfund schwerer Steinbrodziegel gelegt, vorne gegen den Mund zu läuft überall eine Rinne, da für Alle einmal des Tages Wasser hineingegossen wird;

27. sehet, mit dieser Kost muß ein so armer Mensch eine Reise von oft 2000 Meilen machen, und während der Fahrt wird täglich eine Untersuchung geführt, ob nicht Einige zu Grunde gegangen sind. —

28. Wie geschieht aber diese Untersuchung? Da sehet her, da gehet so eben ein sogenannter Sclavenwärter mit einem spitzigen Instrumente längs der Gallerien herum, und sticht irgend Einem in den Fuß, und schreit der so Gemißhandelte, so gilt das für ein Zeichen, daß er noch lebt.

29. Es giebt auch noch andere Lebensprobirmittel, die sich solcher echt satanische Frevel dieser Menschenkaufleute erlaubt; allein wir wollen deren nicht ferner gedenken, denn das ist gewiß, daß, so diese Kaufleute Löwen, Tiger, Schlangen und Hyänen führen, daß sie diesen Bestien eine unendlichmal größere Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Pflege reichen, als ihren armen Brüdern.

30. Und damit wir den ganzen Welttheil kennen lernen, so blicket noch ein wenig herab auf den südlichsten Theil dieses Landes, das da Gute-Hoffnung genannt wird. Wahrlich sage Ich euch, da ist wirklich für den Satan eine gute Hoffnung; denn eben dahier ist der Handel so bedeutend, daß der Fürst der Finsterniß seine Capitalien durchgehends zu 1000 Prozent anlegt.

31. Mehr brauche Ich euch nicht zu sagen; wie sehr Mir solches Thun und Treiben gefällt, namentlich von Christen zu allermeist, könnet ihr euch leicht denken. Da wird ein großer Lohn folgen! —

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