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Kapitel 1 Die Erde

7. Ihr werdet freilich wohl fragen: Wie ist das zu verstehen? Da frage Ich aber euch eben darüber belehrend entgegen: Warum finden sich bei einem magnetischen Stabe die beiden Pole nicht in der mathematischen Mitte desselben, sondern nur zumeist an den beiden Enden solchen Stabes?

8. Warum ist das Keim-Hülschen bei einem Samenkorne nicht in der Mitte desselben, sondern zumeist nur an einem Theile des Samenkornes, während desselben Mittelpunkt und dessen entgegengesetzter Pol sich zumeist um ein bis drei Vierteltheile des ganzen Samenkörperinhaltes von dem Keim-Hülschen weiter körperein- und auswärts befinden?

9. Warum hat weder der Mensch, noch irgend ein Thier das Herz nicht in seinem Maßcentrum?

10. Sehet, aus diesen Fragen geht schon von selbst erläuternd hervor, daß der Schwerpunkt eines Körpers ganz etwas Anderes, als wie dessen Maßmittelpunkt ist.

11. Wenn es sich demnach um die Enthüllung des Mittelpunktes der Erde handelt, so ist darunter nicht so sehr der Maßmittelpunkt, als wie vielmehr der eigentliche Lebens- oder Schwerpunkt der Erde zu verstehen; denn eine Enthüllung des bloßen Maßmittelpunktes der Erde wäre, genau betrachtet, eine überaus bedeutende Lächerlichkeit, was sich aus dem sehr leicht ersehen läßt, so man den Mittelpunkt eines jeden Körpers, somit auch den der Erde, nur als ein ideales Pünktchen annehmen muß, das schon nach euren mathematischen Begriffen richtig definirt ein Etwas ist, welches weder in die Länge, noch in die Breite, noch in die Dicke auch nur den denkbar möglich kleinsten Durchmesser zuläßt, somit sicher in seiner Art das Aller-Minutissimum aller Dinge ist, und ihr es sicher annehmen könnet, daß schon in einem atomistischen Thierchen, das nicht einmal das stärkste Sonnenmikroskop mehr zu entdecken im Stande ist, wohl sicher noch zahllose Milliarden von solchen Punkten Platz hätten. Frage demnach, was wohl hätten wir von diesem endlos kleinen Wesen, das so ganz eigentlich in das barste Nichts verschwindet, zu enthüllen? Man dürfte bloß sagen: Der Mittelpunkt der Erde besteht aus Nichts; so wäre er auch schon vollkommen naturmäßig und geistig enthüllt. – Das Nichts ist sowohl körperlich als geistig betrachtet gleichbedeutend; denn wo Nichts ist, da hört ganz natürlich Alles auf, und es ist ein Nichts natürlich und geistig auch wirklich in nichts Anderem denkbar, als in einem solchen mathematischen Maßmittelpunkte, aus welchem Grunde wir uns denn auch von diesem wenigsagenden Mittelpunkte der Erde entfernen wollen, und wollen uns zu dem überaus vielbedeutenden Schwerpunkte der Erde wenden, welcher natürlich voluminöser und bei einem so großen Körper, wie die Erde da ist, auch von einer bedeutend voluminösen Ausdehnung sein muß, um auf ihre eigenthümliche weltkörperliche Lebensthätigkeit den entsprechend wirkenden Ausschlag zu geben.

12. Ich sehe es euch schon durch und durch an, daß ihr in euch schon fraget: Wie sieht dieser Schwerpunkt der Erde denn aus? Woraus besteht er? Ist er ein Diamantklumpen, oder ist er etwa pures Gold, oder Eisen, oder etwa gar Magnet? Oder ist er etwa gar ein hohler Raum, erfüllt mit nichts als einem ewig unerlöschlichen Feuer, und dient etwa wohl gar zum Aufenthalte der Verdammten, und führt den respektablen Titel: Hölle, von der die hie und da auf der Erde zerstreuten feuerspeienden Berge gewisserart etwa Kamine sind?

13. Da sage Ich, von allem Dem ist im Schwerpunkte der Erde keine Rede; – eben so wenig wie physisch genommen bei dem Herzen eines Menschen von allem Dem die Rede sein kann. Das Herz ist weder ein Diamant, noch ein Goldklumpen, noch ist es Eisen und Magnetstein; und eben so wenig ein hohler mit Feuer erfüllter Raum, sondern das Herz ist physisch betrachtet ein überaus kunstvolles Zellengewebe, innerhalb dessen die lebendige Seele, und in ihr der Geist des Menschen, wie ein Weber auf seinem Webestuhle thätig ist und auch sein kann, weil dieser Webestuhl zur Bildung des natürlichen Lebens und zur zeitgerechten Erhaltung desselben gerade so eingerichtet ist, daß durch seine kunstgerechte Konstruktion in den Händen der Seele alles Das erzeugt werden kann, was zur Darstellung des physischen Lebens nothwendig ist. Ist dieser Webestuhl einmal in seiner natürlichen Konstruktion in irgend etwas untüchtig geworden, so geht’s dann mit dem Forterzeugen des physischen Lebens nicht mehr so ganz recht von Statten. Ist er aber endlich vollkommen untüchtig und ungeschickt geworden, dann kann ihn die Seele auch nicht mehr brauchen, und es ist dann Zeit für sie, diese eitle Werkstatt zu verlassen.

14. Sehet, eben dasselbe ist der Schwerpunkt der Erde. Wie? Das wird der Gegenstand unserer nächsten Betrachtung sein.

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