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Kapitel 2 Die Fliege

Warum kann die Fliege auf glatten senkrechten Flächen gehen?

Fortsetzung am 11. März 1842.

1. Es wird eueren Augen nicht entgangen sein, und gar oft werdet ihr schon bemerkt haben, wie die Fliege mit ihren sechs Füßchen auf einer aufrechtstehenden, allerfeinst polirten Fläche ebenso behende forttrippelt, wie auf einem Tische, der sich in horizontaler Lage befindet.

2. Wie ist aber solches diesem Thiere möglich, nachdem seine Füße, obschon jeder in zwei sehr kleine spitzige Krallen auslaufend, dennoch äußerst glatt sind? —

3. Sehet, das ist schon etwas Wunderbares, wenn ihr bedenket, daß auf einer aufrechtstehenden polirten Fläche ohne ein klebriges Bindungsmittel nicht einmal das allerleichteste Federflaumchen hängen bleibt, wie demnach der Fliege solches möglich sein kann, ohne Beihilfe eines klebrigen Mittels.

4. Es haben aber einige sehr thätige Naturforscher mittelst stark vergrößernder Kleinschauwerkzeugen gefunden, daß die Fliege — und alle Thiere ihres Geschlechts — an ihren Füßen zwischen zwei Krallen eine Art sehr elastischer hohler Glöckchen [in Klammern Symbol einer Glocke] angebracht haben, welche sie gleich reinen Luftrezipienten zum Verdünnen der Luft gebrauchen dürften, und zwar auf folgende Weise: Wenn da eine Fliege den einen oder den andern Fuß an eine aufrechtstehende Glasscheibe setzt, so sauget sie sobald die im Glöckchen befindliche Luft in sich, wodurch dann der mit dem luftleeren Glöckchen versehene Fuß von der Schwere der das Glöckchen von Außen umgebenden Luft sobald an der besagten Fläche festgehalten wird. —

5. Allein zu dieser Verrichtung müßte dann jede Fliege in sich eigene Luftpumpen haben; und in welcher Schnelligkeit müßten diese von einem unaussprechlich gewandten Mechaniker gehandhabt werden, damit sie dem äußerst geschwinden und allerunbestimmtest launigen Getrippel der Fliege völlig Genüge leisten sollten?!

6. Sehet, solches ist nicht leicht denkbar, obschon die Fliege ganz richtig im Besitze solcher scheinbarer Luftglöckchen ist; — wenn aber demnach die Fliege nicht auf die von den Naturforschern vermeinte Art sich mit den Füßen auf der besagten Fläche erhält, auf welche Art erhält sie sich hernach? Die Antwort wird aus der nachfolgenden Darstellung sehr leicht zu entnehmen sein.

7. Wenn ihr nur einmal eine Fliege recht aufmerksam betrachtet habet, so müßt ihr ja wohl bemerkt haben, daß die Fliege allenthalben an ihrem kleinen Körper mit kleinen Härchen und andern kleinen hornartigen Spitzen versehen ist, ja sogar das Flügelpaar an den äußersten Rändern mit einer Unzahl strahlenförmig auslaufender Spitzfederchen.

8. [Text fehlt]

9. Diese Härchen und Spitzchen sind lauter wohltaugliche Elektrizitätssauger, und diese dadurch von der Fliege in sich gesogene Elektrizität strömt dem negativen Theile nach, welcher zugleich auch der anziehende oder zusammenziehende ist, unablässig fort durch die Füßchen in die schon bekannten Glöckchen, wodurch dann diese Theile sehr hungrig nach der positiven Elektrizität werden. Da sich aber diese vorzugsweise an den polirten Flächen aus der Luft ansammelt, so ist dann ja auch ganz natürlich, daß die Fliege auf jeder wie immer gestellten polirten Fläche zum Behufe ihres Gehens haften bleiben muß, indem schon alt bekanntermaßen entgegengesetzte Polaritäten sich immerwährend anziehen.

10. Sehet, das ist demnach die Antwort auf die obige Frage.

11. Aber, ihr werdet sagen, da geht es dann ja ganz natürlich zu; wie ist es demnach ein Wunder? — Worauf Ich euch freilich wohl nichts anderes zur Antwort geben kann, als: Je natürlicher euch eine Sache vorkommt, desto wunderbarer ist sie auch darum, weil es kein vergängliches und darum auch wenig nützendes, sondern ein bleibendes und demnach stets und für alle Zeiten wohlnutzendes Wunder ist für Den, der es in Meinem Namen beachten will, denn ihr brauchet nur ein wenig nachzudenken, und es muß euch sobald einleuchtend werden, an welchem Wunder da mehr gelegen ist, ob an dem Durchzuge der Israeliten durch das rothe Meer, oder ob an der Beständigkeit eines fruchttragenden Baumes, der heut zu Tage noch dieselben Früchte trägt, die er getragen hat zu den Zeiten Adams, und an unserer Fliege, die heutzutage noch dieselbe ist, als wie sie um sehr viele Millionen Jahre vor Adam war! Urtheilet nun selbst, welches Wunder sonach größer und wichtiger ist?

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