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Kapitel 140 Großes Evangelium Johannes, Buch 5

140. — Verhüllte Wahrheiten und verhüllte Lügen. Falsche Propheten und ihre Wunder

1. (Der Herr:) „Stelle du dir aber nun eine plötzliche Enthüllung vor! Was würde zum Beispiel das Volk mit euch gemacht haben, so Ich Selbst etwa plötzlich demselben dahin ein Lichtlein gegeben hätte und es darauf den wahren Grund einer Sonnen- oder Mondfinsternis ebenso klar wie ihr eingesehen hätte? Die Wirkung davon kannst du dir leicht selbst denken.

2. Hast du aber jemanden mit einer noch so verhüllten Wahrheit auf den rechten Weg gebracht, und er bekommt dann auch ein Licht und sieht nun, daß nur die vollste Wahrheit, wenn auch noch so verhüllt, ihn auf die Linie des wahren Lebens gestellt hat, – was wohl wird dann so ein Mensch dir für alles Gute tun? Ich meine, daß du als ein Mensch voll hellen Verstandes nun den Unterschied wohl einsehen wirst, der da besteht zwischen einer verhüllten Wahrheit und einer verhüllten Lüge.

3. Was Ich dir als eine in eurem Institute nie statthaben sollende Handlung oder Rede bezeichnete, ist eine verhüllte Lüge, aber niemals irgendeine aus wohlweisen Gründen verhüllte Wahrheit.

4. Wenn der Lüge auch eine noch gute Folge zuteil wird und der Wahrheit eine wenigstens scheinbar üble, das heißt, was die Menschen mit ihrem Weltverstande übel nennen, so ist die Wahrheit der Lüge dennoch vorzuziehen; denn die Endwirkung der Lüge wird stets für bleibend eine schlechte und die Endwirkung der Wahrheit eine gute werden.

5. Es sind dem Außenscheine nach die Unterschiede von einer verhüllten Lüge und von einer verhüllten Wahrheit freilich nicht leicht merkbar, gleichwie da auch ein echtes Wunderwerk von einem falschen für den puren, wenig erfahrenen Weltverstand schwer oder auch gar nicht zu unterscheiden ist, weil ein echtes Wunder für den Weltverstand gar nicht zu prüfen ist und die Magier und die falschen Propheten ihre Wunder vom Volke ebensowenig prüfen lassen, als ihr die eurigen habt prüfen lassen. Aber eben darum soll bei euch nimmer irgendeiner noch so geringen Lüge oder irgendeinem noch so kleinen Betruge Raum gelassen werden, auf daß es auf der Erde doch für bleibend ein Institut gebe, in dem allein nur die Wahrheit herrschete und darin ein bleibender Probierstein der Welt gegeben wäre, um am selben das echte Gold aller Wahrheit vom falschen Golde wohl und leicht zu erkennen!

6. Wird das nicht gehandhabt, so wird es in wenigen Jahren nach Mir schon eine ganz erstaunliche Menge von allerlei falschen Propheten und Wundertätern geben, die diese Meine Lehre gänzlich verunstalten werden. Sie, die Falschen, werden sich zwar auch Meines Namens bedienen; aber ihre Lehre wird der Meinen nicht im geringsten gleichen, und ihre Wunderwerke werden von der dir bekannten betrügerischen Art sein und gar viele zu festen Anhängern der falschen Propheten machen.

7. Darum warne Ich euch frühzeitig davor! Horchet darum nicht auf jene, die umherziehend rufen werden: ,Sieh, hier oder da ist der Gesalbte Gottes, – das ist die Wahrheit!‘ Wahrlich sage Ich es euch allen: Die da also reden und schreien und sogar Zeichen tun werden in Meinem Namen, sind nichts denn pur falsche Propheten! Diese höret nicht und kehret ihnen den Rücken! Und kommen sie zu euch, so bedrohet sie, und wollen sie nicht weichen, so bedrohet sie in Meinem Namen, und wirket vor ihren Augen ein wahres Zeichen; sonst aber enthaltet euch soviel als möglich der Wunderwirkerei, die wohl das Auge und das Ohr des dummen Menschen besticht und gefangennimmt, sein Herz aber auf Kosten des Wunders zumeist zu einem fühllosen Steine verhärtet! Die Wahrheit muß für sich zeugen und sprechen und bedarf keines weiteren Zeichens mehr.

8. Das einzig wahre Wunderzeichen aber bestehe in der Selbsterfahrung, die ein jeder machen wird dadurch und darin, daß ihn eben die Wahrheit wahrhaft frei in allem seinem Denken, Wollen und Handeln gemacht hat und geöffnet seine innere Sehe, zu schauen alle Dinge und Verhältnisse, wie sie in der Wahrheit sind, und nicht, wie sie im zerrütteten Gehirn irgendeines angesehen sein wollenden Weltweisen nach Belieben zusammengestellt worden sind. Und nun sage du Mir, Mein Roklus, ob dir die Sache nun klarer ist denn früher!“

9. Sagt Roklus: „Ja, Herr und Meister, jetzt ist mir alles so völlig klar und einleuchtend helle, daß mir in meinem ganzen Leben noch nie etwas klarer war! Ich habe es mir ja immer gedacht und sogar lebendig gefühlt, daß ein Gott der reinen Menschenvernunft gegenüber nichts aufstellen kann, das ihr ein offenbarer und handgreiflicher Widerspruch sein müßte. Nun aber ist ein jedes dieser Deiner Worte der Vernunft so ganz vollkommen gemäß wie das Licht der Sonne zur Erzeugung des Tages auf der Erde. Ich bin nun ganz im klaren, und unser Institut soll es auch also verbleiben bis ans Ende aller Zeiten!“

10. Sage Ich: „Nun wohl denn, und so gehe nun hin und sage das auch deinen Gefährten! – Nun wird noch etwas geschehen, dann das Morgenmahl und dann Meine Abreise von hier auf eine Zeit!“

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