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Kapitel 71 Großes Evangelium Johannes, Buch 5

71. — Das jenseitige Schicksal der materiell gewordenen Seele

1. (Der Herr:) „Wenn aber also, was nützt es dann der Seele, so sie für den Fleischmenschen gewönne alle materiellen Schätze der Erde und sich also versenkte in das Fleisch und seine gemeine, tierische Gier, in ihrer geistigen Sphäre aber dann Schaden litte und verlöre des wahren Lebens Realität?! Woher wird sie dann jenseits etwas nehmen, daß sie dann als ein mit dem Nichts der Materie selbst gewordenes Nichts nun ein wahres Etwas werde?!

2. Ja, Freund, wer da hat, dem ist jede Gabe ein Gewinn, daß er dann allzeit noch mehr hat! Aber ganz anders verhält es sich mit dem, das an und für sich nichts ist und nichts hat! Wie soll man denn dem etwas geben können, das sich zuvor von der Lüge hat gefangen und zunichte machen lassen?!

3. Oder kannst du in ein Gefäß eine Flüssigkeit hineintun, das bloß in deiner Idee und sonst nirgends da ist, oder – wenn auch ein Gefäß da ist – aber so viele Löcher nach allen Seiten hat, daß man sie kaum zählen könnte? Wird es wohl auch nur einen Tropfen behalten?

4. Ach, wäre die Materie für sich also, wie sie ist, eine bleibende und unwandelbare Realität – was aber unmöglich ist –, so wäre sie als das, was sie ist, eine Wahrheit, und der sie gewönne und besäße, wäre dann im Besitze einer Wahrheit; und würde die Seele übergehen in die Materie, so würde sie zu einer wahren und bleibenden Realität!

5. Weil aber die Materie nur ein Gericht des Geistigen ist, welches nicht bleiben kann und darf, sondern nur so lange, als das geistige Urelement sich im selben ansammelt, erkennt und dann bei einiger entsprechenden Kraftgewinnung die Materie um sich auflöst und sie ins entsprechende Geistige verkehrt, so muß ja eine weltliche und materiell gewordene Seele am Ende das Los der Materie teilen.

6. Wird die Materie aufgelöst, so geschieht das auch der Seele. Sie wird, wenigstens zum größten Teile, in die substantiellen, psychoätherischen Urkraftatome aufgelöst, und es bleibt dabei der eigentlichen Seele nach dem Abfalle des Fleisches nichts als etwa ein oder der andere licht- und oft nahe völlig lebenslose tierskelettartige Grundtypus übrig, der mit dem Wesen eines Menschen keine leiseste Ähnlichkeit hat.

7. Eine solche Seele befindet sich dann in einem Zustande, den die mit dem geistigen Sehvermögen begabten Urerzväter She oul a (Hölle = Durst nach Leben) nannten und auch sehr wahr und richtig bezeichneten.

8. Demnach ist aber auch die ganze Erde und kurz alles, was du mit deinen materiellen Sinnen nur immer wahrzunehmen imstande bist, eine wahre Sheoula. Es ist das der Seele, die ein Geist ist oder vielmehr werden soll, Tod; denn wer immer als das, was er war, zu sein aufgehört hat, der ist auch als das, was er war, völlig tot.

9. Eine Seele ist dann nach dem Abfalle des Leibes auch tot, so sie aus vorbeschriebenen Gründen ihr Menschwesliches nahezu total verloren hat und von ihr höchstens ein Tierskelett übrigblieb. Für dich undenkliche Zeitenläufe werden wieder verstreichen müssen, bis solch eine sich in alle Materie versenkt habende Seele zu einem menschähnlichen Wesen wird, und wie lange wird es hergehen, bis aus solch einer Seele erst völlig ein Mensch wird!

10. Du denkst nun freilich, daß bei Gott solches alles auch in einem Augenblicke möglich sein muß. Ich aber sage dir darauf, daß bei Gott freilich wohl alle Dinge möglich sind. Wenn Gott Puppen und Automaten haben will, so ist dazu ein Augenblick hinreichend, um damit den ganzen sichtbaren Raum voll anzufüllen!

11. Aber alle diese Wesen werden keinen eigenen und freien Willen haben und kein eigenes, für sich dastehendes, selbsttätiges Leben. Sie werden sich regen und bewegen nur nach dem sie durchströmenden Willen Gottes. Ihre Sehe wird die Sehe Gottes und ihre Gedanken werden die Gedanken Gottes sein. Solche Geschöpfe werden sein gleich wie die einzelnen Glieder deines Leibes, die sich ohne dein Erkennen und Wollen durchaus nicht für sich bewegen und tätig sein können.

12. Verhält es sich aber nicht ganz anders mit deinen Kindern, die auch aus deinem Fleische und Blute hervorgegangen sind? Diese warten nicht mehr auf deinen Willen; sie haben ein völlig eigenes Leben, Erkennen und Wollen. Sie werden dir wohl folgen und werden Lehre und Gebote von dir annehmen, aber dennoch nicht nach deinem, sondern stets nur nach ihrem höchst eigenen Willen, ohne den du sie so wenig in irgend etwas belehren könntest als irgendein gemeißeltes Bild oder einen Stein!

13. Und siehe, Geschöpfe mit freiem Erkennen und Wollen, die sich selbst zu bestimmen und zu vervollkommnen haben, um dadurch denn auch für ewig freie und sich selbst bestimmende Wesen zu bleiben, müssen von Gott aus auch also geschaffen sein, daß ihnen solches zu erreichen möglich wird!

14. Von Gott aus darf da nur gewisserart der Same, versehen mit allen erdenklichen Lebensfähigkeiten, wie in einer Hülse eingeschlossen, geschaffen werden; die weitere, freiere Lebensentwicklung und die Ausbildung desselben muß dem Samen selbst überlassen werden. Er muß das ihn auch nach außen umströmende Leben aus Gott selbst an sich zu ziehen anfangen und daraus ein eigenes, für sich dastehendes Leben bilden.

15. Und sieh, so etwas geht nicht so schnell, wie du es meinst, weil das Embryoleben in sich nicht so mächtig und tatkräftig sein kann wie das von Ewigkeiten her allervollendetste Leben in Gott!

16. Und weil eine jede noch so verdorbene Seele immer die gleiche Bestimmung hat, so kann ihr auch jenseits zu ihrem Lebensheile nicht möglich auf eine andere Art geholfen werden, als sie sich mit wenigen, ihr noch zu Gebote stehenden Mitteln selbst helfen kann und nach der ewigen Ordnung Gottes auch selbst helfen muß.

17. Ich habe dir nun hoffentlich klar und deutlich zur Genüge erklärt, was so ganz eigentlich Satan und was die Hölle und was der eigentliche ewige Tod ist, und du wirst nun wohl kaum mehr eine Frage übrig haben über etwas, das dir nicht klar wäre zur Genüge. Sollte dir aber noch etwas unklar sein, so frage; denn sieh, die Sonne neigt sich dem Untergange zu, und wir werden dann ein Abendmahl einnehmen!“

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