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Kapitel 153 Großes Evangelium Johannes, Buch 6

153. — Voraussage des Herrn vom Gericht über die Juden. Die Vergänglichkeit der Materie

1. (Der Herr:) „Die Juden von Jerusalem benötigen eine ganz andere Behandlung als die Galiläer oder die Samariten oder gar die Heiden, und diese wieder eine ganz verschiedene nach ihren Ländern und Gemeinden.

2. Überall ist vor allem darauf zu sehen, auf was für Boden sie erstens naturgemäß, und auf welchem sie moralisch stehen. Wenn man das erforscht hat, dann erst kann man die Wege bestimmen, auf denen man sich diesen und jenen Menschen fruchtbringend nähern und sie für die Wahrheit und für das Licht des Lebens gewinnen kann. Daher würden wir hier in Jerusalem ganz schlechte Wirkungen hervorbringen, so wir mit den Mitteln von Chotinodora, Malaves, Samosata, Serrhe u. dgl. m. diese Menschen zum Lichte bekehren wollten.

3. Die Heiden stecken ohnehin bis weit über die Ohren im finstersten Gerichte. Wenn Ich dort ein großes Zeichen wirke, um ihren alten Aberglauben und ihr altes Gericht durch ein neues Gericht zu brechen, so schadet ihnen das darum nicht, weil sie durch ein sanftes Gericht von ihrem alten und harten befreit worden sind und sich im neuen Gerichte ganz frei bewegen können durch ihren Glauben an Gott und durch ihre Liebe zu Ihm. Wenn Ich aber hier in Jerusalem – besonders jetzt in dieser Zeit – dasselbe tun würde wie am Euphrat, so würden nicht wenige Juden vor lauter Schreck und Angst verschmachten und sterben, und wir hätten dann eben nicht gar zu viele Menschen mehr, denen wir das Evangelium vortrügen. Die da noch am Leben blieben, die würden fliehen vor uns, und die Priester würden heulen, fluchen und schreien: ,Sehet, nun hat Beelzebub das Werk Jehovas vernichtet! Wehe uns! Jehova hat uns, Sein Volk, verlassen und uns den Teufeln übergeben!‘

4. Ich habe vor ihren Augen nur etwas Kleines getan, – und sie schrien schon, daß Ich ein Sabbatschänder und Gottesleugner sei und Meine Werke mit Hilfe des Beelzebub wirke! Was würden sie erst sagen und dann tun, so Ich ihnen nun im Augenblick den Tempel mit allem darin Seienden vernichtete?! Oh, so Ich das nun täte, so würdet ihr Greuel über Greuel erleben und am Ende selbst gar jählings die Flucht ergreifen. Aber da es geschrieben steht, daß das Heil von Jerusalem ausgehen wird, so müssen wir hier nur durch Worte wirken und am Ende lieber selbst den Leibestod bestehen, als diesem Volke irgendeine solche überirdische Gewalt antun, durch die es physisch und geistig unfehlbar aufgerieben würde.

5. Ja, Ich sage es euch: Es wird diese Stadt und der Tempel in längstens fünfzig Jahren derart zerstört werden, daß man gar nicht wissen wird, wo der Tempel gestanden ist; aber das wird geschehen durch die äußere Macht der Römer. Das wird sein eine mächtige Zuchtheimsuchung Gottes, und die Juden werden vertrieben werden in alle Welt, werden nimmerdar ein Volk werden und, von aller Welt verachtet, sich unter den Heiden kümmerlich ihr Brot verdienen müssen. Dieses Land wird ihnen für immerdar genommen und von den Heiden zu einer Wüste umgewandelt werden!

6. Aber diese große, unfehlbar eintreffende Plage wird das Gemüt der Menschen dieses Landes dennoch nicht also zerstören, als wie es dadurch zerstört würde, so Ich ihnen jetzt den Tempel hinwegräumte; denn jenes werden sie der Grausamkeit der Römer zuschreiben, und es werden sich dann viele wieder zu Gott bekehren. Dieses Gericht aber würde ihnen den Weg zu Gott gänzlich verrammen; denn sie würden es als ein alleraugenscheinlichstes und unversöhnbarstes Gericht Jehovas dahin auslegen und auch fest dafür halten, daß Er ihnen Seinen höchsten und unversöhnlichsten Zorn eben dadurch zu erkennen gegeben hätte, daß Er vor ihren Augen – und auch noch dazu an einem hohen Feste! – den Tempel samt dem Allerheiligsten rein durch den Beelzebub habe hinwegräumen lassen und somit sie alle diesem übergeben habe.

7. Wenn das arme Volk nicht im Spiele wäre, so würden wir uns der Priester allein wegen wahrlich kein besonders graues Haar wachsen lassen, so wir den Tempel wenigstens seines losen Inhaltes bar gemacht hätten; aber um des armen Volkes willen, das dennoch sehr am Tempel hängt, weil es noch an die Gegenwart des Geistes Gottes in ihm glaubt, wollen und werden wir hier durchaus keine Zerstörung bewirken.

8. Aber dieser Mein Leib als Tempel des wahren Geistes Gottes wird niedergerissen und von Mir Selbst in drei Tagen wieder auferbaut werden. Und das wird ein ärgeres Zeugnis wider sie sein und ein ärgeres Gericht über sie, die nun im Tempel wirtschaften nach ihrem Belieben, als so Ich ihnen nun tausend solche Tempel hinwegräumen würde. Denn was da mit diesem Meinem Tempel geschehen wird, das wird alles gläubige Volk gegen die Übeltäter im Tempel waffnen. Es wird von ihnen abfallen und Stützen an den Römern finden. Das wird die sehr reiche Priesterschaft in die größte Wut gegen die Römer versetzen. Sie werden geheim aus allen Gegenden Söldlinge mieten und die Römer aus dem Lande vertreiben wollen. Und seht, dann wird ihr Ende kommen! Darum denket nun nicht weiter darüber nach; denn es wird alles also geschehen, wie Ich es euch nun zum voraus angezeigt habe!

9. Wahrlich, Ich sage euch: Diese Erde und dieser ganze jetzt sichtbare Sternenweltenhimmel werden dereinst auch vergehen, – aber Meine Worte und der, der sie lebendig innehat, ewig nicht! Denn niemand bedient sich eines Werkzeuges länger, als es ihm als brauchbar dienen kann; ist es einmal ganz bis an den Rand abgenützt, so wirft man es weg und schafft sich ein neues. Und sehet, ebendasselbe tue auch Ich!

10. So aber jemand hat einen schon alten Schlauch, der schon viele Jahre den geistigen Wein in sich barg, wird er ihn wohl noch ferner behalten, so er mürbe und weinunhältig geworden ist? O nein, er wird den alten Schlauch hinwegtun und sich dafür einen neuen herbeischaffen. Sehet, dasselbe tue auch Ich, – wie mit einem alt und morsch gewordenen Baume, also auch mit einer alt und morsch gewordenen Welt. Denn sind einmal alle Meine in einer Welt niedergelegten Gedanken und Ideen in ein freies, selbständiges, reingeistiges Leben übergegangen, dann ist eine solche Erde nichts mehr als eine leere Hülse, die kein neues, kräftiges Leben mehr tragen und ausreifen kann. Dann wird die leere Hülse aufgelöst, und an ihre Stelle tritt eine neue, mit neuen Lebenskeimen erfüllte Erde. Alles in Zeit und Raum altert, wird schwach und stirbt und vergeht; nur der reine denkende und schaffende Geist bleibt ewig.“

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