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Kapitel 203 Großes Evangelium Johannes, Buch 6

203. — Der Grund des Unglaubens der Templer

1. Wir aber saßen auch und aßen und tranken, und die Römer taten dasselbe und besprachen sich viel über Mich; nur konnten sie nicht so recht begreifen, wie und warum Ich Mich bei solcher Meiner göttlichen Kraft und Gewalt vor dem Häuflein Juden aus dem Tempel habe flüchten können.

2. Da sagte Ich zum Agrikola: „Du irrst, wenn du meinst, daß Ich Mich etwa aus Furcht vor den Juden geflüchtet habe! Sondern ich wußte, warum Ich das tat. Die Hauptsache bestand darin, daß Mich das Volk erkannte, und daß es auch die argen, ungläubigen und selbstsüchtigen Juden tiefer kennen lernte, als das früher jemals der Fall war. Darum vergriff es sich nachher auch an ihnen und brachte ihnen die Huldigung dar, an die sie ihr Leben lang denken werden. Warum hätte da Ich Mich an den Argen vergreifen sollen, da Ich doch zum voraus wußte, was ihrer wartet, so Ich aus dem Tempel gehen werde? Hier aber sitzen etliche siebzig Zeugen, die sicher es gar wohl wissen, wie es nach Mir den ergrimmten Juden ergangen ist.“

3. Sagte der Römer: „Höre, Du göttlicher Meister, wir sind Römer, kennen von der Gotteslehre der Juden nur weniges, und doch glauben wir, daß Du wahrhaft der den Juden verheißene Messias bist! Warum glauben denn das eben die mit eurer Gotteslehre doch sicher am meisten vertrauten Juden nicht? Welchen Grund haben sie wohl, das nicht zu glauben, da sie doch sehen, daß viele andere es glauben?“

4. Sagte Ich: „Das macht ihre Selbstsucht, ihr unbegrenzter Hochmut und ihre ebenso unbegrenzte Herrschgier. Nach ihrer Idee soll der Messias mit einem über alle Begriffe gehenden Himmelspomp unter Donner und Blitz aus den Himmeln herabsteigen, in den Tempel einziehen und die Hohenpriester, Pharisäer und Schriftgelehrten mit aller Macht und allem Glanze ausrüsten, die Römer aus dem Lande treiben und die Templer an Seiner Seite mit aller Macht und Gewalt ausrüsten, auf daß sie dann bald die ganze Welt beherrschen könnten.

5. Da Ich aber auf eine ganz andere und das schon vor der Erschaffung dieser Welt genaust bestimmte Weise in diese Welt gekommen bin, in äußerster Armut und großer Dürftigkeit, so glauben diese Blinden nicht, daß Ich der Verheißene bin, und hassen Mich, weil sie doch einsehen, daß durch Mich ehest all ihr Ansehen und alle ihre Macht zunichte wird.

6. Das Volk lernt sie jetzt erst ganz kennen und hat keine Achtung mehr vor ihnen, was sie sehr wohl verspüren, und sie trachten daher stets wie sie Mich töten könnten. Wenn ihr das so recht überdenket, so werdet ihr nun wohl einsehen, warum die Priester nicht an Mich glauben.

7. Es sind aber auch schon etliche Priester zu Mir übergegangen, weil sie erkannt haben, daß Ich wahrhaft der Messias bin, und diese befinden sich hier an Meinem Tische in griechischer Kleidung und ziehen als Meine Jünger nun schon über ein halbes Jahr mit Mir umher und sind Zeugen von gar vielen Meiner Lehren und Taten. Fraget sie darum, und sie werden euch alles kundtun!

8. Und diese zwölf Mir zunächst Sitzenden sind vom Anfange dieses Meines Wirkens an bei Mir und wissen um gar alles, was Ich gelehrt und was Ich zum Heile aller Menschen gewirkt habe. Auch mit ihnen könnet ihr euch besprechen, und sie werden euch nichts vorenthalten. Aber nun essen und trinken wir; hernach werden wir dann weiterreden!“

9. Mit dieser Erklärung waren die Römer ganz zufrieden, und Agrikola sagte: „So ist das Priestervolk doch überall des Pluto! Man sollte es ganz aufheben und nur Deine wahrhaft rein göttliche Lehre allen Menschen verkünden!“

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