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Kapitel 86 Großes Evangelium Johannes, Buch 8

86. — Das Zeugnis des Markus über den Herrn

1. Der Römer Markus aber trat zu ihnen hin und sagte in der griechischen Zunge, deren auch die Pharisäer mächtiger waren als der römischen: „Meine Freunde, werdet deshalb ja nicht verlegen, weil ihr euch vor uns nun so hübsch offen geäußert habt, daß ihr unsere Herrschaft gerne loswerden möchtet und den auch nahe unbedingt für den rechten Messias halten würdet, der euch wieder zu einem freien, großen und mächtigen Volk auf dieser Erde machen würde! Denn sehet, an derlei Äußerungen von eurer Seite sind wir ja schon seit lange her gewöhnt, und wir lassen uns ihretwegen auch kein graues Haar wachsen. Wir bleiben da noch immer bei unserem alten Sprichwort: LEO NON CAPIT MUSCAS [Ein Löwe fängt keine Fliegen.], weil wir uns dazu wahrlich noch stark und mächtig genug fühlen.

2. Ihr aber habt nun für euch vor dem Herrn und Meister bekannt, daß ihr an Ihn für euch und bei euch glauben wollet und werdet, auch wenn dieser wahrste Messias nicht nur der Juden, sondern auch aller andern Menschen der Erde die irdischen Verhältnisse nicht ändern werde; und das war so ziemlich wohl von euch gesprochen, und wir vergeben euch darum auch eure eben nicht sehr schmeichelhafte Äußerung. Aber nur nimmt es uns wahrlich im hohen Grade wunder, daß ihr als in euren Schriften wohlbewanderte Leute erst jetzt das so ein wenig zu begreifen anfanget, was wir Römer teilweise schon lange als eine unumstößliche Wahrheit eingesehen und gar wohl erkannt haben.

3. Sehet, dieser Jesus aus Nazareth, aber geboren zu Bethlehem nach eurer Rechnung im 4151. Jahre nach der Entstehung Adams, und zwar im Monat Januar am siebenten Tage in der Mitternacht, ist der äußeren Geburt nach sicher so gut ein Jude, wie ihr es seid!

4. Wir haben aber schon seit lange her Kunde von allem, was sich bei Seiner Geburt und auch später dann und wann mit Ihm Wunderbares zugetragen hat, und wir ließen es an guten Kundschaftern auch nie so ganz mangeln und verloren Seine höchst denkwürdige Persönlichkeit auch niemals, euch gleich, leichtfertig so ganz aus den Augen; denn wir erhielten von Ihm Kunde durch Cyrenius und Kornelius, und da wir schon alle Männer von 50-65 Jahren Alters sind, so wird es euch auch wohl begreiflich sein, daß wir auch sicher schon so manches dürften erfahren haben.

5. Wir Heiden, die wir von euch blind gescholten werden, haben aber schon lange auch bei und für uns gedacht – und das um so mehr, als wir uns auch mit euren Gesetzen und Propheten vertraut gemacht haben –, daß hinter dem wunderbaren Nazaräer etwas höchst Außerordentliches verborgen sein müsse, und ob Er nicht etwa gar der nach den Propheten allen Menschen verheißene Messias sei. Nun aber sind wir darüber, wenn vorderhand auch nur bei und für uns, über alle Zweifel, daß Er auch vollends wahr das ist, als was wir Ihn schon lange zu sein vermuteten.

6. So aber nun wir blinden Heiden das einsehen, daß Er der große Weltmessias ist, und Ihn auch als einen Herrn über uns und über alle Herrscher der Erde preisen, obschon Er äußerlich, wie schon bemerkt, nur ein Jude ist, der als solcher bei uns wahrlich in keinem besonderen Ansehen steht, – was hinderte dann euch, diesen euren so großen und endlos erhabenen Landsmann sogleich als Den anzuerkennen, der Er ohne allen Zweifel ist?! Ist das nicht eine Ehre auch für euch, daß wir irdisch mächtigen Römer Ihn, der der äußeren Geburt nach ein Jude ist, als einen Herrn und Meister über alle Herren der Welt anerkennen und preisen, wodurch wir denn auch treu, offen und wahr an den Tag legen, daß Er uns Römer im Geiste aller Wahrheit völlig besiegt hat, welchen Bekenntnisses wir uns auch nie schämen werden, da es uns nur zum größten Ruhme gehört, daß Er auch uns unter Sein allmächtiges und väterliches Zepter als Kinder aufgenommen hat! Und ihr Juden haltet in eurem Hochmut und in eurer großen Blindheit nur Rat über Rat, wie ihr Ihn, den allmächtigen Herrn aller Herrlichkeit, ergreifen und gar töten könntet! Saget es uns Heiden nun, wie das bei euch nur denkbar sein kann!“

7. Auf diese energische Anrede des Römers Markus stutzten die Pharisäer noch mehr und wußten nicht, was sie ihm erwidern könnten.

8. Der Römer aber forderte sie dennoch auf, daß sie reden sollten, was sie nur könnten und wollten, und es würde ihnen nichts zu einem Übel angerechnet werden; denn freie und ehrliche Menschen dürften sich auch vor Gott allzeit frei und ehrlich ohne Vorhalt aussprechen.

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