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Kapitel 188 Die Haushaltung Gottes, Buch 2

188. Kapitel — Kisehel unterweist Lamech in der Verarbeitung des Golderzes. Thubalkains Berufung

1. Nachdem aber die Boten nach allen Seiten ausgegangen waren, um Arbeiter zu dingen, und es bereits um die fünfte Stunde nach jetziger Zeitrechnung des Nachmittages geworden war, da wandte sich der Kisehel zum Lamech, und sagte zu ihm:

2. „Lamech, siehe, hier auf dieser Stelle liegen in der Erde viele tausend Tonnen reinsten Goldes! Dieses Metall ist das edelste aller Metalle der Erde; aber also, wie es da ist mit einigem Sande vermengt, läßt es sich zu nichts verwenden.

3. Es soll darum zuvor durch einen Erzmeister gereinigt werden, und zwar durch ein tüchtiges Feuer; wenn es dann zusammenfließen wird zu schweren Floßen, sodann wird es sich durch die Hämmer auf den breiten Ambossen auch mit leichter Mühe zu großen Blechtafeln austreiben lassen, so zwar, daß dann eine faustgroße Knolle dieses Metalls eine Blechtafel geben wird, auf welcher hundert Menschen zu stehen hinreichend Platz haben dürften.

4. Daher wird es nötig sein, auch alsogleich einen tüchtigen Erzmeister herbeizuschaffen!

5. Hast du einen solchen, so laß ihn herbeikommen, und wir wollen ihm die Anleitung geben, wie er dieses Metall bearbeiten soll!“

6. Und der Lamech, überhoch erfreut über solche Bekanntmachung, erwiderte darauf alsogleich dem Kisehel: „Höre, du großer Freund, da ist ja überaus leicht geholfen!

7. Mein Sohn, der Thubalkain, der sich da mit seiner Schwester Naëme auf eine Zeitlang wie ehelich verband, ist ja ein Haupterzmeister und versteht die Kunst, der Erde solches Metall zu entlocken durch das Feuer und dann durch seiner schweren Hämmer Gewalt, wie du es siehst in all diesen Grabwerkzeugen, die da alle von ihm angefertigt sind! Wäre das nicht der rechte Mann mit seinen Gehilfen zu diesem Geschäfte? So ich ihn rufen lasse, da wird er auch alsogleich dasein!

8. Wenn euch dieser mein Sohn recht ist, so gebet mir darob euren Willen kund, und ich will ja alles aufbieten, um ja nirgends mehr im geringsten nur gegen euren Willen zu handeln!“

9. Und der Kisehel sagte darauf zum Lamech: „Ja, Thubalkain ist ein rechter Mann! Laß ihn daher kommen; aber ehe er dieses Metall reinigen wird mit seinen Gehilfen, muß er noch selbst gereinigt werden.

10. Denn unter seinem Gefüge gibt es noch um ein bedeutendes mehr des unreinen Sandes – denn zwischen dem Gefüge dieses edlen, aber nun noch rohen Metalles!

11. Wie aber dieses Metall durch Feuer und Salz gereinigt wird, also wird auch der Thubalkain zuvor durch unser Feuer und Salz gehen müssen, bevor er im vollen Stande sein wird, dieses edelste Metall zu reinigen!

12. So du aber einen Boten nach ihm sendest, da sage ihm, daß er vor Thubalkain schweigen solle von allem dem, was hier vorgefallen ist! – Und also magst du solches tun! Amen.“

13. Der Lamech aber, da er kein männliches Wesen mehr hier anwesend gewahrte, fragte etwas verlegen den Kisehel: „Großer Freund, es ist alles gut, so du mir erlaubst, daß ich zur Stadt hineingehen mag! Da wird sich alsbald ein Bote finden, dem ich dies Geschäft auferlegen will; aber hier ist außer dem weiblichen Wesen und außer uns ja niemand männlichen Geschlechtes mehr zugegen, dem sich so etwas Großwichtiges auferlegen ließe!

14. Daher gib mir auch in diesem Falle einen Rat, den ich alsogleich zu befolgen willens bin!“

15. Und der Kisehel sagte darauf alsogleich zum Lamech: „Siehe, Bruder Lamech, auch die Weiber haben Füße! Erwähle dir aber drei aus ihnen; denn eines wäre nicht passend als Bote an den Sohn eines Königs!“

16. Und der Lamech berief sogleich drei der Beredesten zu sich, stellte sie dem Kisehel vor und fragte ihn, ob diese wohl dienlich seien.

17. Und der Kisehel bejahte solches, und sogleich wurden die drei Weiber an den Thubalkain abgesandt. Nachdem aber die Weiber fort waren, da sagte der Kisehel zum Lamech:

18. „Bruder Lamech, so es dich hungert und dürstet, da laß die Weiber und die Mägde mit den geleerten Körben in deine Speisekammern ziehen und bringen hierher Speise und Trank!“

19. Und der Lamech erwiderte: „Ja, große, liebe Freunde, so ich der Gnade würdig wäre, daß ihr euch gefallen ließet, mit mir armem Sünder zu speisen, so will ich in dieser Hinsicht auch sogleich das tun, was ihr mir geraten habet!

20. Bin ich aber dessen noch sicher völlig unwürdig, da will ich lieber so lange fasten, bis ich dieser Gnade von euch für würdiger befunden werde als eben jetzt!“

21. Und der Kisehel erwiderte dem Lamech: „Bruder, siehe, es sind noch nicht drei Tage verronnen, als Jehova auf den Höhen sichtbar leiblich in vollkommener Menschengestalt unter uns gewandelt hat und hat mit uns gegessen und getrunken, – und doch sind wir unnennbar weniger gegen Ihn, als du nun bist gegen uns!

22. Hat aber Jehova mit uns gegessen, warum sollten denn wir, deine Brüder, als sämtlich Nachkommen des noch lebenden Vaters Adam, nicht mit dir ein Mahl halten? Daher laß nur holen Speise und Trank, und du wirst nicht allein aus den Körben speisen, sondern wir samt den Weibern und Mägden werden daran guten Teil nehmen!“

23. Hier sprang der Lamech, nahe vor Freude toll, in die Höhe, lobte und pries Gott für diese für ihn nun unaussprechlich große Gnade und schickte alsbald die Weiber und Mägde, daß sie brächten das Allerbeste aus seinen Speisekammern.

24. Und die Weiber liefen alsbald jubelnd zur Stadt, zu holen Speise und Trank.

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