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Kapitel 400815 Himmelsgaben, Buch 3

5. Zweitens: Was die äußere herrschende Kirche betrifft, so steht jeder ihr einverleibte Glaubensuntertan in den nämlichen Verhältnissen zu ihr, solange er ihres äußeren Glaubens hinsichtlich aller ihrer Anordnungen ist, wie die Untertanen zu ihrem Fürsten, nur mit dem Unterschied, dass eine Desertion nicht wie im Staat sträflich, sondern straflos zu tolerieren ist. Jedoch aber setze Ich hinzu, dass Ich den mit zornigen Augen ansehen werde, welcher seine irdische Glaubensmutter verlassen wird, und es soll ihm dereinst nicht viel besser ergehen als einem wahnsinnigen Selbstmörder. Denn da ihr einen Leib habt, durch welchen die ersten Eindrücke zur Seele gelangen und dieselbe nähren, so muss es ja auch eine äußere Speisekammer geben, was die äußere Kirche ist, damit durch dieselbe euer böser Leib durchgebrochen und bearbeitet werde gleich einem Kind im Mutterleib. Wer nun seinen Mutterleib aber zu früh verlässt, sagt, was wird oder was kann aus einem solchen werden? Gehorsam und Demut ist die Nahrung der Seele zur Wiedergeburt des Geistes. So euch aber die Römische solches lehrt und das ganz vorzüglich, was treibt euch dann weg von eures Leibes Glaubensmutter?

6. So bleibe denn ein jeder getreu seiner Kirche, und sei Mir ein Römischer 99 Mal gesegnet, so er entspricht im Gehorsam seiner Kirche, und jeder andere nur einmal, da er ein eigenliebiger Rechtler ist, da keine Demut und ganz entsetzlich wenig Liebe herausschaut. Wahrlich sage Ich euch, es wird nicht leicht jemand zu Meinem lebendigen Wort gelangen in irgendeiner Sekte, als nur in der römischen Kirche, allda Gehorsam und die äußerste Demut über Hals und Kopf nach Meinem Willen gepredigt wird. Was aber die Zeremonien in ihr betrifft, so soll sich niemand daran stoßen; denn da ist für den Lebendigen alles lebendig, für den Reinen alles rein, dem Gehorsamen alles recht und dem Demütigen alles geheiligt. Nur eine Sau wälzt sich im Schlamm und sucht Lebensluft im eigenen Kot wühlend. Und so wird der Tote alles tot finden und voll Schmutzes, während der Reine mit ganz anderen Augen schaut.

7. Wie kann aber jemand rechten über die Verhältnisse der Kirche und des Staates, der in Meinem Licht sich zu sein wähnt? Meint er denn, dass Ich nicht so viel Einsicht und Macht habe, Verhältnisse zu ändern, so sie nicht zusagen möchten Meinem Willen? O solche Richter stehen tief unter einem auch nur schwachen Gläubigen, so sie meinen, dass Ich ihres richterlichen Beistandes benötigte! Wahrlich sage Ich euch, solche Dinge sind Mir ein Gräuel. Denn da geschieht alles zur rechten Zeit, und Ich allein bin der Richter aller Dinge und Verhältnisse, denn Ich allein bin heilig und liebegerecht, – ihr alle aber seid Lügner und voll Hurerei. Daher folgt eurer Kirche in ihrem Begehren, und lasst eure Herzen von Mir ziehen, dann werdet ihr sehr bald zum Leben der Gnade und dadurch zur Wiedergeburt des Geistes gelangen und eure äußere Kirche beleben in eurem Leib. Amen.

8. Drittens: Was die Zeremonie betrifft, so liegt an dieser weder etwas Beseligendes, noch eben auch etwas gerade Tötendes. Da in der Welt alles unter einer gewissen Zeremonie geschieht, was da ein Prozess genannt wird, so kann auch die Kirche in ihrer Äußerlichkeit ganz wohl Zeremonien haben. Nur soll niemand darinnen etwas Verdienstliches suchen, das da tauge zum ewigen Leben, denn da hilft nichts als ein zerknirschtes demütiges Herz, voll von Meiner Liebe und Gnade, – was dann die lebendige Kirche in euch ist, in und durch welche erst die tote Kirche lebend und voll tiefen Sinnes wird – entweder so oder so, vom Tode erstehend oder vom Leben in den Tod zurücksinkend. Das heißt: Ihr könnt entweder durch den Gehorsam in ihr in die Demut und dadurch zur Gnade und durch die Gnade zur Wiedergeburt gelangen, oder ihr könnt euch in die tote Zeremonie begraben gleich den Heiden und so zugrunde gehen in ihrem eitlen, hilfelosen Geflimmer.

9. Denn wie ein Baum wächst, Äste und Zweige treibt, dann Knospen, Blätter, Blüte und in derselben weibliche und männliche Staubfäden, was mit der Zeit alles wegfällt als wert- und nutzloses Zeug, damit die Frucht frei und wirksam gedeihe in aller Kraft ihrer geordneten Wesenheit – das ist auch der Fall bei der zeremoniellen Kirche. Würde sich jemand nun hermachen und alles zusammen essen, so würde er zugrunde gehen bei solch unreifer Kost; sondern da ist nur die reife Frucht segnend genießbar, obschon nicht selten auch schon in der Blüte sich öfter heilsame Kräfte bewährt haben, die euch in so manchen Krankheiten ganz gut zustattengekommen sind. Nun seht, diese vegetativen Vorgänge sind gleich der toten Zeremonie; aber müsst ihr nicht sagen: Sie sind der Ordnung wegen doch notwendig, denn wenn die Bäume blütenleer stehen, wird wenig Frucht zum Vorschein kommen?

10. Die jüdische Kirche war eine vorbildende, rein zeremonielle, als Blätter und Blüte zur lebendigen Frucht des Wortes der ewigen Liebe. Nun frage Ich: War sie nicht recht, wenn sie war, was sie hat sein müssen? Wenn euch Kinder gegeben werden, womit wollt oder könnt ihr sie Mich und Meinen Willen besser als eben durch Hilfe der zeremoniellen Anschauung erkennen lehren?

11. Ihr alle seid anfangs nichts als Juden und Kinder und bedürft daher sehr wohl kirchlicher Zeremonie, solange ihr noch Kinder seid, nur – was sich von selbst versteht – hat es bei derselben nicht zu verbleiben; sondern wer die Elementarklasse durchgemacht hat, der trete in eine höhere Klasse und lerne da lesen und schreiben und endlich rechnen in Meiner Liebe und handeln in der Gnade Meiner Weisheit. Und dessen Herz liebend rein geworden ist, der komme dann in Meine Schule, in der er erst zum ewigen Leben gelangen wird durch die Wiedergeburt. Wer aber, sein Inneres unbeachtend, an der Zeremonie hängenbleibt, die an sich tot ist, der wird selbst tot werden, da er so dumm finster war, in äußeren sinnlichen Mitteln den Zweck zu suchen, was der größte Unsinn ist, ja ein Unsinn, der an die krasseste Tollheit grenzt. Wenn jemand ein Kind samt dem Bade wegwirft, so ist er ein toller Narr; wer aber das Kind unbeachtend verwirft und das Bad behält, der ist schon tot aus seiner abergläubischen Bosheit. Der Weise aber behält das Kind mit der Wanne und schüttet nur das Bad weg – das Kind, da es eine lebendige Frucht ist, und die Wanne, um das Kind noch öfter baden zu können.

12. Daher, so ihr aber wollt wahre Kinder Meiner Liebe und Gnade werden, so lasst euch nicht von der Blüte ärgern; denn sehe die Blüte aus, wie sie wolle, was kümmert euch das? Denkt an die Frucht, so wird euch auch die Blüte geheiligt erscheinen, da ihr wisst, dass es bei den Blättern und der Blüte nicht zu verbleiben hat. Aber so jemand zur Frucht gediehen, so fehlt er nicht, wenn er sich öfter umsieht und da die Werdung seines geistigen Lebens wohl achtend durchgeht; wohl aber ist Mir der nicht angenehm, der, seine Kinderschuhe verachtend, sich gleich einem Geier stolz erhebt und dann von schwindelnden Höhen mörderisch die bescheidenen Taubenhäuser anblickt und gierig auf deren Fall hinsieht, um dadurch etwas zu gewinnen!

13. Denkt, dass ohne Meine Zulassung nichts geschieht und ewig nichts geschehen kann, so wird euch augenblicklich alles ganz anders vorkommen! Jeder Mensch hat zwar die volle Freiheit seines Willens; aber die Führung der Völker ist Mein Werk. Dieses habe Ich euch gesagt, damit ihr volle Ruhe haben mögt in eurem Herzen, ohne welche ihr zu nichts Höherem tüchtig werden mögt. Die Ruhe des Sabbats sei euch der höchste Segen; denn die wahre Liebe ist ein schwangeres Weib, die Ruhe nötig hat in ihrer Entbindung! Darum sage Ich euch dieses, damit ihr die volle Ruhe habt in Mir, eurem Vater, der da allzeit heilig, heilig, heilig ist in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten. Amen.

14. Viertens: Ein ferneres Verhältnis ist das Lesen der sogenannten verbotenen Bücher. Hier sage Ich nicht, ihr sollt sie gar nicht lesen, so sie euch in die Hände kommen, sowenig Ich jemandem untersage, den Namen des Lügenfürsten auszusprechen und wo es nottut, seiner warnend zu erwähnen. Aber nun fragt euch selbst, wozu euch all das schon Gelesene dient! Was steht in den Büchern, die vom stolzen Menschenverstand herrühren? Ich sage euch, nichts als Unsinn und über Hals und Kopf tolles Faselzeug, und hat kein nütze, sondern hat euren Kopf angestopft mit allerlei Irrlicht und euer Herz mit allerlei Unrat und euch dadurch vielfältig verschlossen und finster gemacht euren Geist. Oder sagt: Tut der recht, wenn Ich ihm zurufe: Komme zu Mir, so du mühselig und beladen bist, Ich will dich erquicken; bitte, so wird es dir gegeben; suche, so wirst du es finden, und klopfe an, so wird dir aufgetan; wenn Ich ihm noch ferner zurufe: Was du immer den Vater in Meinem Namen bitten wirst, wird Er dir geben unverzüglich, und suche vor allem Mein Reich, alles andere wird dir eine freie Zugabe werden!

15. Wie ist’s denn aber, so ihr dieses wisst und doch nicht zu Mir kommt, damit ihr es von Mir empfangen mögt und lernen von Mir die großen Wege Meiner Gnade und das ewige Leben empfangen aus Meiner Hand, – es ist denn, dass ihr Mich, gleich euch, für einen baren Lügner haltet, oder haltet Mich für so harthörig und hartherzig, euch zu geben Mein lebendiges Wort, und lasst euch lieber von der Welt etwas vorlügen und verhungern in ihrer Tollheit, als dass ihr im Vertrauen aus wahrer Liebe zu Mir kämet und empfinget da die Wahrheit alles Lebens und Seins aus dem Urborne, statt zu suchen das Leben im Tode. O ihr Narren, Ich gebe euch das Brot des Lebens, und ihr wollt beißen in die harten toten Steine; Ich rufe euch laut zu, zu Mir zu kommen, und ihr rennt tollen Hunden nach und gebärdet euch wie sie. Ich schreie über einen Nachtwächter euch Tag und Nacht eure Ohren voll, allein ihr verlegt euer Ohr mit ganzen Ballen von unratvollen Büchern, damit ihr ja von Meiner Stimme nichts vernehmen möchtet, und sucht gleich Schlaftrunkenen das Leben auf den geschwärzten geleimten Lumpen! Welcher Ausdruck sollte da wohl bezeichnen solche Narrheit? O Ich sage, ihr werdet in Ewigkeit über eure Tollheit weinen, dass ihr, das Gold missachtend, das Blei erwählt habt, während euch so viel des Edlen geboten wird!

16. Daher lest wenig, aber betet desto mehr, so werde Ich zu euch kommen und euch in einer Minute mehr geben, als alle Bibliotheken der ganzen Welt aufzuweisen haben, – wovon Ich euch schon hoffentlich so manche sehr stark sprechende Beweise gegeben habe.

17. Bekümmert euch daher auch wenig über das Verbot der Bücherfreiheit; denn vor dem Ich das große Buch Meiner ewigen Gnade aufgeschlagen habe, der wird das Lesen verbotener Schriften ganz wohl entbehren können, da Mein Buch sich nach keiner Weltzensur richtet; denn es wird allzeit im Herzen der Getreuen aufgeschlagen, wohin kein Weltzensorblick zu dringen vermag und auch keine Schranken gezogen werden ewig. Amen.

18. Fünftens: Was aber jedoch die Heilige Schrift betrifft, so soll darinnen lesen, der eines einfältigen Herzens ist und hat da ein gehorsames und folgsames Gemüt; und soll es nicht lesen aus Vorwitz oder Neugierde, denn da wird er finden den Tod kleben am Buchstaben, sondern der es liest, der soll es lesen als einen Wegweiser zum lebendigen Wort und danach handeln – und soll auch nicht grübeln und forschen darinnen, sondern danach alsogleich leben und in der Liebe zu Mir emporwachsen. Alsdann wird ihm zur rechten Zeit gegeben werden die Erkenntnis und wird in seinem Herzen enthüllt werden des Geistes und des ewigen Lebens himmlischer Sinn, gerade wie es bei dir, Meinem Knecht, der Fall ist, da du noch nie dieses heilige Buch ganz durchgelesen hast und bist doch ein Professor der Professoren darinnen in jedem Punkt desselben durch Meine Gnade geworden. Das aber, was du bist und verstehst, kann jedem werden, so er nicht nach eitlem Wissen trachtet, sondern nur nach der Erkenntnis Meiner Liebe und der daraus fließenden Gnade in und durch die fromme, demutvolle Einfalt seines Herzens.

19. Ebenso verhält es sich auch mit jenen mystischen Schriften, deren Lesen euch ebenso wenig fruchtet und nützt, als irgendein dummer, eselhafter und saudreckvoller Roman, der sich allzeit ganz wohl mit einer Schlammpfütze vergleichen lässt, wenn ihr davon in euch zu keiner Überzeugung gelangen könnt; denn mit all dem beschwert ihr nur euer Gedächtnis als das Maul eures hochmütigen Verstandes. Statt ihn für Liebe und Weisheit hungrig und durstig zu machen, füttert ihr ihn nur mit allerlei Dreck und benehmt ihm dadurch den Appetit nach der Speise des Lebens. O ihr abermaligen Narren!

20. Ich bin die Heilige Schrift lebendig und Leben gebend, Ich bin der beste Ausleger derselben und bin zugleich der allertiefste Mystiker! Daher lest wenig, aber handelt danach, dann wird euch alles werden. Denn das Senfkörnlein ist klein, aber es kann da ein gar großes Gewächs daraus werden, unter dessen Zweigen sogar die Vögel des Himmels Wohnung nehmen werden. Amen.

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