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Kapitel 2 Der Mond

Die Mondmenschen

Am 8. Mai 1841

1. Was die Menschen im Mond betrifft, so sind sie, wie auf der Erde, beiderlei Geschlechts, wurden aber erst um tausend Jahre später durch einen bevollmächtigten Engel erschaffen.

2. Was ihre natürliche Größe anbelangt, so sind sie nur etwas über zwei Schuhe groß und haben viel Ähnlichkeit mit den nordischen Zwergen. Sie haben einen sehr großen Bauch, der bei ihnen eine doppelte Verrichtung hat: die eine zur Verdauung der Speisen durch den gewöhnlichen Speisemagen, die andere vermöge eines zweiten Magens zur Ansammlung einer Art leichten Gases, welches ihnen einen dreifachen Vorteil gewährt.

3. Denn fürs Erste macht es sie leicht, dass sie wegen des Mangels an Bauholz, vermöge dessen sie keine Brücke über die Flüsse erbauen können, sehr leicht über jeden Fluss hinwegspringen können. Und sind Flüsse von großer Breite oder auch hie und da Binnenmeere vorhanden, so können sie, einem Fisch gleich, leicht über die Oberfläche hinwegschwimmen. Das ist also der erste Vorteil dieses Magens.

4. Was den zweiten Vorteil betrifft, so besteht dieser darin, dass sie durch das Ausstoßen dieser Luft eine Art Knalltöne hervorbringen, vermöge welcher sie sich gegenseitig ihre Gegenwart in den unterirdischen Gemächern kundgeben. Auch benützen sie diese Luft zur stärkeren Außensprache, welche freilich nur im höchsten Grad mager ist; denn ihre Lungensprache ist äußerst schwach und still, und diese Sprache führt dann nur der in den Mondmenschen zur Besserung eingeschichtete Geist. Der eigentliche Mondmensch hat anfänglich einen Abscheu vor dieser Sprache; wenn aber der Geist nach und nach besser wird, so befreundet sich dann die Seele des Mondmenschen mit dem zu bessernden, innewohnenden Geist eines Erdmenschen, bis endlich die Seele des Mondmenschen mit dem gebesserten Geist vollkommen eins wird, welcher Zustand dann auch den meistens schmerzlosen Tod des Mondmenschenleibes herbeiführt.

5. Ein dritter Vorteil dieser Magenluft ist der, dass sie sich durch ein häufiges Ausströmenlassen in der kalten Nachtzeit ihre unterirdischen Höhlen erwärmen, welches auf folgende Art geschieht: Da ihre Wohnhöhlen fast so aussehen oder vielmehr von innen also ausgehöhlt sind, dass sie beinahe einer stumpfen, großen Glocke gleichen, deren Eingang aber vom Boden aus durch eine Art Treppe bewerkstelligt ist, so sammelt sich dann diese ausgestoßene, leichte Luft unter dieser luftdichten Wohnglocke und macht ihre Wohnung erträglich warm und hindert das freie Einströmen der äußeren, überaus schwerkalten atmosphärischen Luft. Diese wird nur insoweit von diesem leichten Gas aufgenommen, als es zum physischen Leben unumgänglich nötig ist. Denselben Zweck hat diese Magenluft auch in den unerträglich heißen Tagesperioden, in welchen sich diese Mondmenschen ebenfalls unter die Erde begeben müssen, nur mit dem Unterschied, dass dieses Gas durch die Einwirkung des Speisemagens in ein kühlendes Sauerstoffgas verwandelt wird, wodurch es dann auch ihre Glockenwohnung bei mehrfältigem Ausstoßen vor dem Eindringen der heißen Luft schützt. Das ist also der dritte Vorteil dieses Windmagens.

6. Eine andere Eigentümlichkeit dieser Menschen ist folgende, dass ihr Auge von doppelter Eigenschaft ist. Die erste Eigenschaft ist die des Schauens, wie bei euch. Die zweite Eigenschaft aber ist diese, dass ihr Auge in ihren finsteren Gemächern ihnen auch zur Leuchte dient, welche Eigenschaft selbst auf der Erde, sowohl bei gewissen Tieren als auch in manchen Gegenden bei Menschen angetroffen wird, und zwar bei denjenigen, deren Augenpupille rot ist wie bei den Kaninchen. Eine noch andere Eigentümlichkeit bei diesen Menschen ist das überaus scharfe Gehör, vermöge welchem sie das leiseste Geräusch von einer bedeutenden Ferne ganz leicht zu vernehmen imstande sind, weshalb denn auch ihre Ohrentrichter bedeutend größer und kompakter sind.

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