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Kapitel 1 Die natürliche Sonne

3. Somit wüssten wir, dass die Sonne nicht pur Sonne, sondern dass sie vielmehr ist ein vollkommener Planet, der da im Verhältnis zu seiner weltkörperlichen Größe auch in ebendem Verhältnis mit mehr Licht umflossen ist als jeder ihn umkreisende, bei weitem kleinere Planet.

4. Wenn die Sonne aber selbst an und für sich ein vollkommener Planet ist, so muss sie auch ganz sicher alle jene planetarischen Bestandteile im vollkommensten Maße in sich fassen, welche auf all den anderen kleineren sie umkreisenden Planeten in sehr verminderten Potenzen vorkommen. Und so muss in der Sonne zu finden sein in großer Vollkommenheit, was in viel kleinerer Form und somit auch viel unvollkommener entweder im Planeten Merkur, Venus, Erde und ihrem Mond, in dem Mars, in den vier kleinen Partikularplaneten Pallas, Ceres, Juno und Vesta, in dem Jupiter und dessen vier Monden, im Saturnus, dessen Ringen und sieben Monden, im Uranus und dessen fünf Monden und in einem noch entfernteren Planeten und dessen drei Monden, und endlich in allen den bei zwölftausend Millionen Kometen, welche in weitesten Distanzen sich noch um diese Sonne bewegen, vorkommt.

5. Oder mit kürzeren Worten gesagt: Der vollkommene Planet Sonne ist der naturmäßig vollkommene Inbegriff aller seiner Weltkinder; oder: In diesem vollkommenen Planeten kommt alles dieses selbst in naturmäßiger Hinsicht lebendig vollkommener vor, als es da vorkommt in was immer für einem Planeten, Mond und Kometen. So wollen wir sogleich des besseren Verständnisses wegen einige Beispiele hinzufügen.

6. Das Erdreich eures Planeten ist tot, hart, steinig und ist nicht fähig, ohne das Licht der Sonne etwas hervorzubringen. Das Erdreich der Sonne hingegen ist sanft und mild, ist nicht steinig und nicht sandig, sondern es ist so weich, wie da ist das Fleisch eines Menschen. Oder damit ihr es noch besser versteht, es ist fast allenthalben elastisch, so dass da niemand, der allenfalls am Boden hinfallen würde, sich irgend schmerzlich beschädigen möchte; denn er fiele da gerade so, als über mit Luft gefüllte Polster. Dieses Erdreich ist aber bei dieser Beschaffenheit nicht etwa also zähe wie bei euch allenfalls das sogenannte Gummi elasticum, sondern in dessen kleinsten Teilen schon [elastisch], welche an und für sich lauter mit dem wahrhaften Lebensäther gefüllte Hülschen sind.

7. Solches ist zwar wohl bei dem Erdreich eures Planeten auch der Fall; aber die Hülschen sind an und für sich zu spröde und geben bei einem Stoß oder Fall nicht nach, sondern sprossen [pressen] sich dadurch nur fester aneinander; und wenn sie viele Jahre hintereinander ungestört also neben- und übereinander geschichtet liegen, so ergreifen sie sich endlich so hartnäckig, dass sie dann dadurch zufolge ebendieser gegenseitigen Ergreifung gänzlich zu Stein werden und in diesem Zustand dann auch natürlicherweise noch einen bei weitem hartnäckigeren Widerstand leisten als zuvor, da sie noch gesondert lockerer übereinander lagen; aus welchem Grund dann auch die Vegetation auf einem oder dem anderen Planeten viel kümmerlicher sein muss als auf dem vollkommenen Sonnenplaneten.

8. Denn auf einem Planetenerdkörper, wie zum Beispiel eure Erde es ist, muss ein oder der andere mit einem lebendigen Keim versehener gröberer Same erst im Erdreich verwesen und muss eben durch diesen Akt die ihn umgebenden Erdhülschen zur Mitverwesung oder vielmehr zur Weichwerdung nötigen, damit dann der freigewordene, lebendige Keim sobald aus diesen erweichten Erdhülschen seine ihm zusagende ätherische Nahrung saugen kann. Sodann aber muss er sobald eine Menge Wurzeln zwischen die Erdhülschen hineintreiben, diese dadurch erweichen, dann durch sein Zunehmen in seinem Volumen hartnäckig zerdrücken, um dadurch die fernere nötige Nahrung zu seinem Pflanzenwachstum zu gewinnen.

9. Ist solches auch auf dem vollkommenen Sonnenplaneten nötig? Seht, da herrscht ein großer Unterschied. Weil das Erdreich dieses Planeten so sanft, zart und mild ist, so ergreifen sich die zu was immer für einer Pflanze gehörigen Teile ohne Samen schon unmittelbar im Erdreich selbst und sprießen über dasselbe in den zahllosesten, verschiedenartigsten und nützlichsten Gewächsen empor, deren Schönheit, Güte und Nützlichkeit alles Erdenkliche auf allen anderen Planeten ums so Vielfache übertrifft, als die Sonne mit ihrem Licht und mit ihrer Größe alle diese ihre Weltkinder überragt.

10. In der Sonne hat dann weder ein Baum, welcher Art er auch immer sein möchte, noch ein Gesträuch noch eine Pflanze Wurzeln und Samen, sondern alles wächst und entsteht allda nahe auf die Art, wie bei euch das ursprüngliche Steinmoos, die Schimmelpflanze und die Schwämme. Nur sind diese Gewächse nicht also vergänglich und von so kurzer Dauer, wie die früher benannten auf eurem Erdkörper; sondern wo solche Kräfte irgendetwas erwachsen lassen, da wächst es dann immerwährend fort. Und wenn solches Gewächs auch von den natürlichen Sonnenbewohnern gewisserart abgehauen wird, so wird es dadurch nicht getötet, sondern der abgehauene Baum oder die abgenommene Pflanze erneut sich sobald wieder. Denn da die Wurzeln eines solchen Gewächses nicht so grobmateriell, sondern nur gleich sind feurigen Äther-Adern, so ergreift sich nach der früheren Wegnahme solche vegetative Kraft wieder und wächst in neuer Pracht und Herrlichkeit empor.

11. Es dürfte sich hier mancher denken und sagen: Ja, wenn da die Gewächse auf diese Weise nicht ausrottbar sind, werden sie da nicht bald jeden Flächenraum dieses Planeten so stark in Beschlag nehmen, dass dann neben ihnen kein anderes, frei wandelndes Wesen wird bestehen können?

12. Solches aber ist allda durchaus nicht der Fall, denn die naturmäßigen Menschen dieses vollkommenen Planeten haben auch eine noch viel stärkere Willenskraft, als da ist die vegetative Triebkraft des Sonnenerdbodens. Aus diesem Grunde wächst dann auf der Sonne auch weder ein Baum, noch ein Gesträuch noch eine Pflanze oder ein Grashalm ohne das Hinzutun des menschlichen Willens. Der menschliche Wille ist sonach das alleinige, unendlich viel- und verschiedenartige Samenkorn für alle Vegetation auf diesem vollkommenen Planeten. Daher wächst nur da zum Beispiel ein oder der andere Baum oder eine Pflanze aus dem Erdboden der Sonne, wo ihn ein Sonnenmensch haben will und wie gestaltet er ihn haben will. Daher auch gibt es auf diesem vollkommenen Planeten durchaus keine bleibende, gleichförmig vorkommende Art im Reich alles Pflanzentums, sondern diese richtet sich allzeit nach dem jeweiligen Wollen eines oder des anderen Menschen. Wann ein Mensch irgendeinen Baum oder eine Pflanze durch seinen Willen aus dem Boden gerufen hat, so kann sie kein anderer vertilgen, außer nur derjenige, der sie hervorgerufen hatte, oder ein anderer nur dann, wenn er von dem Zeuger willensbevollmächtigt wurde.

13. Aus ebendiesem Grunde herrscht dann auch auf der Sonnenerde eine wahrhaft unendliche Mannigfaltigkeit im Reich des Pflanzentums. Denn bei zwei nächsten Nachbarn schon finden sich nicht zwei gleichartige Pflanzen vor, sondern ein jeder entlockt auf dem Boden, den er bewohnt, auch andere Pflanzen. Und so möchte einer von euch da viele tausend Jahre die weiten Flächen der Sonnenerde durchwandern, so wird er zwar wohl auf immer neue und wunderherrliche Pflanzenarten und Formen kommen; aber zwei Arten würde er auch auf dieser langen Reise nicht auffinden, die sich vollkommen gleichsehen möchten. Seht, aus diesem Beispiel könnt ihr euch schon einen kleinen Vorbegriff machen, warum die Sonne ein vollkommener Planet ist. Denn es kommt wohl auf jedem Weltkörper oder kleineren Planeten Ähnliches vor; aber gegen die Sonne nur unvollkommen.

14. So können auch auf eurer Erde bestehende Pflanzen verändert und veredelt werden, aber auf eine viel mühsamere und bei weitem gebundenere Art. Nur im Geiste ist ähnliche Vollkommenheit bei den Menschen auch auf den anderen Planeten ersichtlich, wie zum Beispiel die Früchte der dichterischen Phantasie, sei es in der Sprache der Begriffe, welche durch Worte ausgedrückt werden, oder in der Sprache der Bildnerei, welche durch entsprechende Bilder ausgedrückt wird mit Hilfe der Farben oder anderer, für die Bildnerei tauglicher Gegenstände; ganz besonders aber durch die Sprache der Töne, wo ein solcher Tondichter die größte Mannigfaltigkeit entfalten kann, wenn er in diesem Fach vollends geweckten Geistes ist. Aber alles dessen ungeachtet ist selbst diese erscheinliche Vollkommenheit auf den Planeten nur ein mattes Abbild von allem dem, was sich da in jeder erdenklichen Hinsicht vorfindet auf dem vollkommenen Planeten der Sonne.

(Am 9. August 1842 von 3 bis 6 1/4 Uhr nachmittags.)

15. Dass die Sonne ein vollkommener Planet ist und somit alles Planetarische in sich fassen muss, lässt sich aus dem ersehen, dass alles auf den Planeten durch das ausstrahlende Licht der Sonne geformt wird. Der Unterschied ist dann nur zwischen dem vollkommenen und den unvollkommenen Planeten daraus ersichtbar, dass alle Formen, welche dem Licht der Sonne entstammen, notwendige und bestimmte, nicht leicht abänderliche Formen sind und lassen sich sogar noch zählen, während auf dem vollkommenen Sonnenplaneten alle Formen frei sind und haben kein anderes Band, denn das Band des Willens der Menschen alldort, und sind daher auch unzählbar und ins Unendliche verschieden.

16. Dann und wann geschieht es wohl auch, dass selbst auf den unvollkommenen Planeten eben durch die Einwirkung der Sonne manche ältere Wesenformen untergehen und dafür ganz andere ins Dasein treten. Allein solches geschieht auf den Planeten nur selten, und die Veränderungs- oder Übergangsperiode bedarf eines viel längeren Zeitraums als auf dem vollkommenen Sonnenplaneten.

17. So sind auf eurem Erdkörper zwar wohl schon einige tausend Baum-, Gesträuch-, Pflanzen- und Grasarten untergegangen, davon hier und da zwischen Steinlagen noch Abdrücke vorgefunden werden. Auch mehrere Gattungen von den Urriesenbäumen sind untergegangen, und ihr Holz wird nun nur noch als schwarze Steinkohle aufgefunden. Im gleichen Fall sind auch eine Menge riesiger Tiere vollkommen aus dem Dasein getreten, wie zum Beispiel das Mamelhud [Mammut] und eine große Menge jener großen beflügelten Amphibien, die da jetzt noch unter dem Namen „Echsen“ bekannt sind.

18. So sind untergegangen sogar die riesigen Leiber mancher Menschen, die da in der Urzeit unter dem Namen „Riesen“ bekannt waren, ingleichen auch mehrere große Vogelgattungen, wie nicht minder viele Fische, die jetzt unter allen den bekannten nirgends mehr vorzufinden sind, außer höchst selten hier und da in den Steinen, wo sie manchmal, was die Form betrifft, als noch recht gut erhalten zum Vorschein kommen.

19. Aber, wie gesagt, alle diese Veränderungen auf einem unvollkommenen Planeten gehen fürs Erste sehr langsam vor sich und weichen von den ihnen nachfolgenden Formen nicht so sehr ab wie die stets vorkommenden Veränderungen auf dem vollkommenen Sonnenplaneten.

20. Aus diesem Grunde kann dann eben die Sonne ein vollkommener Planet genannt werden, weil auf ihrem Erdboden alles, was nur immer auf allen den Planeten vorhanden ist, auch im vollkommensten Sinne in der größten, stets wechselnden Mannigfaltigkeit wie lebendig vorhanden ist. Aus diesem bis jetzt Gesagten muss einem jeden einzuleuchten anfangen, dass die Sonne ja ein vollkommener Planet sein muss, weil sie ist ein vollkommener Inbegriff alles dessen, was da nur immer einen Planeten selbst, von seinem Mittelpunkt angefangen, in allen seinen Teilen ausmacht und was alles auf der Oberfläche desselben zum Vorschein kommt. Denn wäre solches nicht der Fall, wie könnten da wohl die Strahlen der Sonne Ähnliches auf den Erdkörpern hervorrufen?

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