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Kapitel 1 Robert Blum, Buch 1

Robert Blums irdischer Lebensweg. Herkunft seiner Seele.

(Am 27. Nov. 1848)

1. Dieser Mensch der deutschen Zunge kam unter den dürftigsten Umständen auf diese Erde und hatte bis auf einige seiner letzten Jahre stets mit der natürlichen, irdischen Lebenserhaltungsnot zu kämpfen, was ihm aber aus (der Welt freilich gänzlich unbekanntem) gutem Grund zuteilward, weil seine Seele und sein Geist von jenem Planeten herstammte, von dem ihr aus der Enthüllung der ,natürlichen Sonne‘ (siehe ,Die natürliche Sonne‘) wisst, dass seine Einwohner mit ihrer hartnäckigsten Beharrlichkeit ganze Berge versetzen und, was sie leiblich nicht vollbringen, das setzen sie sogar nach und nach als Geister ins Werk.

2. Dieser durch seine Tollkühnheit gefangen genommene und für diese Welt hingerichtete Mann zeigte schon von seiner Kindheit her, welch beharrlichen Geistes er war. Und obschon Ich Selbst ihm, wo er sich nur immer erheben wollte, stets die tauglichsten Hindernisse in den Weg legte, wegen seines (Seelen-)Heiles – so half das aber am Ende, besonders für diese Welt, doch wenig. Denn seines Geistes zu rastlos beharrliches Streben brach sich endlich aus all seiner (ihm) gestellten Unbedeutendheit doch eine Bahn, auf der er zu einem größeren Wirken gelangte.

3. Auf diesem Wirkungsstandpunkt machte er sogleich tausend große Pläne, setzte sie auch nach Möglichkeit ins Werk. Vor allem lag ihm ein gewisses Völkerwohl am Herzen, welches zu bewerkstelligen er kein Opfer scheute! Fürwahr, so er alle Schätze der Erde besessen hätte, so hätte er sie auch alle, samt seinem Leben, für die Realisierung dieser seiner für ihn höchsten Idee in die Schanze geschlagen!

4. Diese Völkerwohlidee hatte er aber freilich hauptsächlich der bloßen Welt-Religionsschule des Ronge und dessen Genossen zu verdanken, welche Religion aber eigentlich gar keine Religion und keine Kirche ist und auch nie sein wird, weil sie Mich, den Herrn, leugnet und Mich zu einem ganz gemeinen und gewöhnlichen Menschen und Volkslehrer der Vorzeit macht. Diese Sein-wollende reine Kirche verwirft sonach aber auch den Grundstein, auf dem sie ihr Gebäude aufführen will, baut somit auf Sand; und ihr Haus wird daher einen schlechten Bestand haben.

5. Wie aber Ronge seine Kirche baute, so auch baute unser Mann seine Völkerwohlideen auf Sand. Ihm war alles, was die Welt darbietet, nur äußerst klein und ohnmächtig; bloß in seiner Rednergabe sah er jene Machtgröße, der es gelingen müsse, in Kürze allen Machthabern den Stab zu brechen.

6. Seine Überzeugung war darin so stark, dass er darüber nahe keines Bedenkens fähig war. Mahnte Ich ihn auch innerlich bei zu toll gewagten Unternehmungen, so vermochte ihn aber das dennoch nicht abzuhalten von dem, was er sich einmal zu verwirklichen vorgenommen hatte. Denn es war das bei ihm eine Art Wahlspruch, dem zufolge ein rechter Deutschmann eher alles opfern solle, als von einer einmal gefassten und durchdachten Idee abzugehen! (Er meinte also,) ein Deutscher höre dadurch auf, ein Deutscher zu sein, so er mit Ideen zu tauschen anfange.

7. Zur Festhaltung seiner einmal gefassten und zur Ausführung bestimmten Ideen bestärkte ihn auch das mehrmalige glänzende Gelingen derselben. Und so wagte er sich nun auch über ein Himalayagebirge, weil ihm die Abtragung einiger politischer Hügel gelang, durch welche Arbeit er sich auch allgemein bemerkbar gemacht hatte, und gewann dabei das Vertrauen eines ganzen Landes; welches Vertrauen ihm aber dann auch den Weg zu seinem unvermeidlichen irdischen Untergang bahnte.

8. Er erprobte in der Deutschen Versammlung [Nationalversammlung in Frankfurt am Main 1848] die Macht seiner Zunge zu öfteren Malen und hatte heimlich eine große Freude über seine gefeierten Zungensiege, woran freilich sein starker Geist den größten Anteil hatte. Auf diese Siege gestützt und allerfestest vertrauend, eilte er vom Ort seiner Bestimmung in eine große ostdeutsche Stadt [Wien], wo das Volk auch die unverkennbarsten Symptome seiner Ideen tatsächlich ans Tageslicht zu fördern begann. Da wollte er sozusagen mit einem Schlage etliche dreißig sogenannte Fürstenfliegen totschlagen, ohne zu bedenken, dass hinter diesen Fliegen auch Ich, der Ich freilich für ihn nichts war, etwa doch auch ein paar Wörtchen eher zu reden hätte, bevor sie eine Beute seines Fliegenprackers [Fliegenklatsche] werden sollten!

9. Unser Mann ging hauptsächlich von der Idee aus, die er wohl aus Meinem Worte borgte, dass man „vollkommen“ sein sollte gleich dem Vater im Himmel, und dass da nur Einer der Herr ist, und alle anderen aber Brüder, ohne Unterschied des Standes und des Geschlechtes. Aber er glaubte fürs Erste an Den nicht, dem die Menschen in der Vollkommenheit gleichen sollen. Für den Herrn aber hielt er nur so ganz eigentlich sich – durch die Macht der Rede; vergaß aber dabei ganz, dass die Fürsten auch Menschen sind, freilich im Besitz der Macht – aus Mir; und vergaß auch jenen Schrifttext, wo es heißt: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ [Matth. 22, 21] – wie auch: „Seid jeder Obrigkeit untertan, ob sie gut oder böse ist; denn sie hätte keine Macht, so sie ihr nicht von oben gegeben wäre!“ [Röm. 13, 1] Gegen diese Macht hilft nur das Gebet und ein rechter Lebenswandel nach Meinem Wort, aber kein sogenannter politischer Fliegenpatscher.

10. Dieser Mann wurde in der früher [oben] erwähnten Stadt, wo er seine völkerbeglückende Idee durch die Gewalt der Waffen wie durch seine Reden realisieren wollte, als ein dem Staat gefährliches Individuum gefangen genommen und nach einem kurzen Prozess aus dieser in die andere Welt befördert, und somit ward auch sein diesweltlicher Völker beglücken-sollender Wirkungskreis abgeschlossen.

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