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Kapitel 3 Robert Blum, Buch 1

Robert wähnt sich in einer Narkose.

1. Diese Sache kommt ihm sehr bedenklich sonderbar vor. Er prüft auch sein Gefühl, ob dieses nicht etwa an den Extremitäten so gewisserart noch halbtot sei. Aber er überzeugt sich durch ein tüchtiges Kneipen und Reiben über alle seine Seelenbestandteile, dass sein Gefühl durchaus nicht tot ist, im Gegenteil nur gar zu sehr lebendig.

2. Als er sich nun, genau prüfend, von allen Seiten überzeugt, dass er vollends lebendig ist und sich von keiner Seite her irgendwie eingeschlossen befindet, außer von einer vollkommensten Nacht und Finsternis – da fragt er sich endlich ganz verzweifelt aufgeregt:

3. „Wo in drei Teufels Namen bin ich denn? Was haben denn die durstigen Bluthunde aus mir gemacht? Erschossen haben sie mich nicht, sonst lebte ich nicht! Eingesperrt haben sie mich auch nicht; denn da finde ich weder Wand noch Boden und keine Fesseln an meinen Gliedern! Mein vollkommenes Gefühl habe ich auch; die Augen habe ich auch, sie sind mir nicht ausgestochen und doch sehe ich nichts! Was haben sie denn mit mir gemacht? Wahrhaftig, das ist schaudervoll merkwürdig! Dieser Menschenfeind, der mich pro forma [zum Schein] hat erschießen lassen, muss durch irgendeinen Chemiker mich vielleicht auf eine ganz eigene Art, etwa durch ein aller sonstigen gelehrten Welt unbekanntes Narkotikum haben narkotisieren lassen, welcher Operation zufolge ich nun mich in diesem Zustand befinde! Aber warte, du Wüterich, du Völkerrechtemörder, wenn ich aus dieser Narkose komme, wenn ich wieder nach Frankfurt komme, dann freue dich! Ich werde dir eine Suppe kochen, eine ganz verdammt heiße Suppe!

4. Dieser Zustand wird nicht ewig dauern. Man wird mich in Frankfurt und in ganz Sachsen requirieren [dringend rufen]. Und ich werde, ja ich muss dahin kommen! Und bin ich dort, dann tausendfaches Wehe dir! Du sollst dann kennenlernen, was für ein Frevel es ist, an einem ersten Reichstagsdeputierten sich also schonungslos und allervölkerrechtswidrigst zu vergreifen! Mein ganzes Wesen, ganz Deutschland, ja ganz Frankreich darf nicht eher ruhen, als bis diese allerschmählichste, mir, einem Reichstagsdeputierten angetane Unbill in aller Fülle gesühnt sein wird! Und das auf eine Art gesühnt, von der die Erde und die ganze Weltgeschichte noch kein Beispiel aufzuweisen hat!

5. Wenn ich aber nur schon bald aus dieser sonderbaren Narkose geweckt würde! Ich brenne vor gerechtester Rache, und dieser lästigste Zustand dauert noch immer fort! Das ist doch eine echt teuflisch verfluchte Erfindung! Aber nur Geduld, es wird, es muss bald besser werden!“

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