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Kapitel 61 Robert Blum, Buch 1

Der Tänzerinnen Dank und Verständniß. Blum's Winke über Lebensräthsel und menschliche Gegensätze; Besessenheit, vom guten Zwecke oft geringer Mittel. Fleischliebe u. reine Liebe. Roberts Bescheidenheit. Der Allerhöchste.

1. Sprechen die Tänzerinnen: „O du lieber, weisester, wahrhaft in das innerste Wesen des menschlichen Lebens eingeweihtester Freund! Gar wohl haben wir dich verstanden! Du hast das, was wir oft dunkel geahnt haben, uns zur klaren Anschauung gestellet; – o – wie sollen wir dir dafür je genugsam danken können!?

2. Wie oft sahen wir auf der Welt Menschen, und hatten mit ihnen nicht selten zu thun bekommen, deren Geist alle erdenkliche beste Bildung hatte; wir sagen dir, Menschen, die zufolge ihrer inneren Bildung und namentlich im Fache der Religion in einem Rufe der Heiligkeit standen, und jedermann sie ehrte und pries, ja noch mehr, Menschen, die unverkennbare Spuren höherer Erleuchtung durch Wort und That bekundeten. Solche Menschen kamen zu uns, und machten uns Anträge zu den allersäuischesten Vergnügungen, die wir ihnen leider zumeist aus dem Grunde nicht gewähren konnten, weil sie zu allermeist schon ganz bösartig angesteckt waren! Nein, dachten wir uns, wenn das die Folgen einer so ausgezeichneten christlichen Tugend sind, so schaffen wir von ihr nichts weiteres mehr! Damals waren uns solche Erscheinungen ein unerforschliches Räthsel; aber jetzt ist uns alles klar und helle! O, Dank dir, Dank dir für diese Aufklärung; denn nun wissen wir erst, woher die vielen Uebel rühren. Gieb nun den Wein des Lebens her, und wir Alle wollen diesen Becher der Demuth bis auf den letzten Tropfen in uns aufnehmen.“

3. Blum reicht ihnen nun den Becher, und sie trinken alle daraus, und werden dabei voll Freude.

4. Der Jell. aber verwundert sich samt M. und B. Ganz gewaltig über die Weisheit Blums, und spricht nach einer kleinen Weile: „Bruder! Das ist zu viel auf einmal von dir zu vernehmen! Weißt du, daß ich dich allzeit für einen sehr weisen Mann und Geist hielt; daran wirst du hoffentlich nicht zweifeln; aber, daß du ein gar so grundweiser Mann seiest, wahrlich, davon hatte ich wohl nie eine allerleiseste Ahnung! Bruder! mußt mir's aber nicht für übel nehmen, mir kommt es nun unwillkürlich so vor, als wenn das, was du nun zu diesen lieben Schwestern geredet hattest, nicht auf deinem höchst eigenen Grunde und Boden gewachsen wäre?! aber es macht das nichts; denn auch mir hast du damit ein so sonderbares Lichtlein angezündet, daß ich nun die Sachen und Erscheinungen, die mir je vorgekommen sind, ganz anders zu schauen und zu beurtheilen anfange, als das je wann früher der Fall war! Mir kommt es nun vor, als wenn alle die gegenwärtigen politischen Umtriebe auf der Erde eben auch darin ihren sehr zu bedauernden Ursprung hätten, und tausend andere Uebel mehr!?

5. Es wird mir nun auch ein wenig einleuchtend, warum diese Tänzerinnen vor uns getanzt haben? Haben sie etwa nicht dadurch unsere unreinen Geister aus der usurpirten Wohnung unseres wahren Ichs gelockt, und dieses hat dann schnell wieder seine rechte Wohnung eingenommen?! – “

6. Spricht Blum: „Ja, ja, Bruder J., beinahe hättest du die Sache des Tanzens der Wahrheit gemäß abgemacht und dargethan; aber in dem hast du ein wenig zu seicht noch in dich hineingeschaut, da du meinest, durch den Tanz seien deine die Wohnung deines wahren Geistes usurpirenden unreinen Naturgeister herausgelockt worden, und du, oder dein wahres Ich, sei dann flugs in seine ursprüngliche rechte Wohnung, die im Herzen des Lebens sich befindet, gewisser Art hineingesprungen? Aber lieber Bruder, wie hast du so von dir und uns Allen denken können?

7. Ich sage dir, bei uns ist nur gerade der umgekehrte Fall vorhanden. Unsere, und nun ganz besonders eure Geister befinden sich glücklicherweise in ihrer rechten Lebenswohnung, ansonst ihr euch nicht hier in dieser Wohnung befindet würdet, sondern in einer solchen, in die ewig kein Licht und keine Wärme des Lebens kommt;

8. aber sie (die Geister) wurden nur zu sehr von den Naturgeistern umlagert, so daß sie sich kaum rühren, und durch diese Geister der Naturmäßigkeit schauen konnten, aus welchem Grunde ihr auch ehedem in jenem Gemache euch kaum rühren, und noch weniger irgend wohin sehen konntet; nur durch eine außerordentliche Hülfe von Oben sind die Umlagerer eures Geistes nach außen hinausgerückt worden; und sehet, euer Geist hat sich dann schon mehr rühren können, konnte auch sogleich aus sich mehr Licht entwickeln, und dadurch seinen ehedem äußerst beschränkten Gesichtskreis erweitern, wo ihr dann auch sogleich eine offenstehende Thüre entdecktet, und diesen Tisch mit dem Lebensweine;

9. aber dessen ungeachtet sind dennoch eine solche Menge Umlagerer aus den Naturgeistern um die rechte Wohnung eures Geistes geblieben, daß durch ihre noch immerhin große Anzahl euer Geist nicht in voller Klarheit, sondern wie durch einen leichten Nebel schauen mußte. „Da aber diese Geister, die stets am hartnäckigsten den wahren Geist umlagern, und ihn in ihre Sfäre herauslocken wollen, zumeist der sogenannten sinnlichen Fleischliebe entstammen, so haben sie auch in einer Hinsicht die bedeutendste Aehnlichkeit mit dem wahren Geiste der reinen Liebe Gottes in unseren Herzen, und sind am schwersten von dieser Wohnung des Lebens hinweg zu bringen, weil sie, wie keine andere Art der Naturgeister, nur zu sehr am Leben hängen, und ihre größte Furcht es ist, das Leben zu verlieren, das ihnen so viele süße Genüsse darreicht.

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