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Kapitel 85 Robert Blum, Buch 1

5. Als alles fertig da steht, da haben alle eine rechte Freude daran; aber Einer, so ein Skrupelheld, macht die Bemerkung, und sagt: 'Aber liebe Freunde! das Leben auf der Erde ist denn doch wohl allenthalben nahe gleich; dort in den kultivirten Ländern Europas, wo stolze Könige herrschen, und starke Armeen halten, braucht man eigentlich hauptsächlich die Zunge in den Zaum zu legen, und hat dann weiter keinen Feind mehr zu fürchten; und hat man sich einmal willig in die Gesetze gefunden, und sie zum eigenen Willen gemacht, so kann man allenthalben unter dem Schutze der Machthaber frei herum wandeln! Nur dem der Magen zu groß, und die Zunge etwas zu lang gewachsen ist, und dessen Verstand und Wille sich eigentlich gar kein Gesetz wollen gefallen lassen, der wird dort festgenommen, und eingekastelt, und somit seiner frühern bürgerlichen Freiheit beraubt, weil er ihm nicht die allgemeine verfaßte Ordnung will gefallen lassen; wir aber sind hier aller Machthaber und aller Gesetze ledig, und können Gottlob reden, wie uns die Zunge gewachsen ist, und können nun allen Herren der Erde den nackten Steuß zeigen; aber was nützt uns das alles nun ganz absonderlich? Wir haben nun wohl keine Steuern an Jemanden mehr zu entrichten, aber dafür müssen wir den ganzen Tag hindurch fleißig arbeiten, und die Früchte, die diese Gegend wohl sehr reichlich trägt, fleißig einsammeln, und uns an ihre Natur erst angewöhnen, und wissen bei vielen noch nicht, ob und wie sie uns dienen werden. Also müssen wir uns hier im Lande der vollsten Freiheit am Ende selbst förmlich einkasteln, um vor den möglich vorkommenden Feinden gesichert, zu sein. Ja zur Nachtzeit müssen wir uns ärger verbarrikadieren, als die ärgsten Staatsaufwiegler von Paris! Saget es treuherzig selbst, ob wir nun bei dieser unserer doch sicher absolutesten Freiheit auch nur um ein Haar besser daran sind, als wie der geringste Tagwerker unter der allerabsolutesten Regierung in Europa? Wir sind hier vollkommne Kommunisten; aber die heulenden wilden Bestien draußen scheinen auch von einem höchst kommunistischen Geiste beseelt zu sein! Wir haben kein Staatsgesetz mehr, außer das Gesetz unserer gegenseitigen Freundschaft; aber dafür müssen wir desto unausgesetzter arbeiten, um das Begehren unseres Magens zu befriedigen, und unsere Hände sehen nun schon aus, als wären sie mit einer Eichenrinde überzogen. Wir haben hier auch keine lästigen Beamten zu erhalten; aber dafür brauchen wir selbst desto mehr; also ist hier auch kein Pfaffe, der uns die Hölle heiß machte; aber dafür befinden wir uns hier in einem Zustande, vor dem die Hölle eben nicht gar zu viel vorhaben dürfte! Was wollen wir sonach thun, um unser diesfälliges irdisches Plageleben ein wenig zu würzen, und für die Folge erträglicher zu machen?'

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