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Kapitel 232 Robert Blum, Buch 2

Der Herr nimmt den Messner gnädig auf und zeigt Sich den harten Richtern als Richter. Gewaltige Flammenkur. Vergebliches Rufen nach Fürbittern. Petri Rede und Gnadenakt des Herrn.

1. In diesem Moment trete Ich zum Messner hin, der Mich sogleich erkennt, und sage: „Mein lieber Bruder Johann! Es ist genug! Diesen ist nun alles gesagt worden durch deinen Mund; aber sie sind geblieben, wie sie allzeit waren. Daher komme du zu Mir in Mein Reich! Diese aber sollen sich ihren Himmel und ihren Gott suchen und machen, wie es ihnen beliebt. Zu Mir werden sie schwerlich je kommen! Was sie aber dir vermeinten, das sollen sie eine Weile selbst genießen, auf dass sie es an sich selbst erfahren, wie gut sie es mit ihren Brüdern meinen.“

2. Hier zeige Ich Mich auch diesen harten Pfaffen nach ihrer Vorstellung als der Herr Himmels und der Erde und sage in einem geflissentlich sehr ernsten Ton: „Kennt ihr Mich nun?“

3. Sie sagen alle bebend: „Ja, nun erkennen wir Dich erst, Du erschrecklicher Richter! Sei uns, Deinen Dienern, gnädig und barmherzig!“

4. Ich aber sage sehr ernst zu ihnen: „Habt ihr nie gelesen, wo es steht: ‚Seid barmherzig, so werdet auch ihr Barmherzigkeit erlangen!‘ – Wie sah es mit eurer Barmherzigkeit aus? Habt ihr je die Hungrigen gespeist, die Durstigen getränkt, die Nackten bekleidet, die Gefangenen erlöst und die Kleinmütigen getröstet? Nein, das habt ihr nie getan! Mit der Hölle ja! Und mit dem nicht viel besseren Fegfeuer aber nur diejenigen, die euch recht viele Opfer brachten! Ihr wart allzeit weidlichst wider Mich, tratet Meine Lehre mit Füßen und setztet dafür nur dümmstes Zeug auf den Altar! Darum denn, weil ihr also hart und unverbesserlich seid, so geschehe euch, was ihr aus eurer unbegrenzten Herzenshärte diesem Meinem wirklichen Bruder gegeben habt! Und dazu sage Ich: Amen dico vobis!“

5. Hier öffnete sich plötzlich der Boden der Kirche; Flammen schlagen empor aus der weiten Kluft, mehrere dienstbare Geister erscheinen, die sogleich bei der Hand sind und die harten Pfaffen gegen die flammende Kluft langsam hinzudrängen beginnen, die dabei ein allerjämmerlichstes Geheul anfangen und den Messner Johann um Erbarmen und Fürbitte anflehen.

6. Der Messner aber sagt: „Ihr habt doch immer gesagt, gelehrt und von allen Menschen verlangt, dass sie bei Strafe der sicheren, ewigen Verdammnis das von euch glauben sollen, dass ihr ganz allein die Schlüssel zum Himmelreich und auch die zur Hölle habt! Sperrt euch nun die Himmel auf und verschließt die offene Pforte der Hölle, die Christus, der Herr von Ewigkeit, vor euch aufgetan hat, damit sie euch aufnähme in ihren sanften, echt römisch-katholischen Schoß! Habt ihr mich doch erst vor einigen Minuten für ewig in die Hölle verdammt – wie soll denn nun ich für euch einen Fürbitter bei Gott machen? Die Verdammten stehen ja doch nicht in eurer Fürbitterlitanei?! Der Herr tue mit euch nach Seinem heiligsten Willen und nach Seiner Liebe und Gerechtigkeit! Ich bin euch um ein besseres Los sicher nicht neidig, will auch nicht unbarmherzig sein gegen euch; aber Besseres als vom Herrn sollt ihr von mir ewig nimmer erwarten. Gott allein ist gut. Wir alle aber sind schlecht und können daher unmöglich Ihm in dem vorgreifen, wozu Ihm allein das ewige Recht zukommt, nämlich gut und barmherzig zu sein. Daher wendet euch an Ihn! Er ganz allein kann euch helfen!“

(Am 19. August 1850)

7. Nun heulen die schon stark zur flammenden Kluft hingedrängten Pfaffen: „Lieber Johann! Bei Gott gibt es ja für die, so von Ihm verdammt worden sind, keine Erbarmung mehr! Wie könnten wir da an Ihn uns wenden?“ – Sagt der Johann: „Ihr Narren! So ihr von Gott dem Herrn keine Erbarmung erwartet, wo soll ich sie dann hernehmen, da ja doch das höchst Wenige in mir rein nur aus Gott ist?“ – Heulen die Pfaffen: „Nein, nein, bei Gott kann keine Erbarmung jenseits des Grabes über eine Seele ausgegossen werden! Denn die Liebe Gottes dauert nur bis zum Grab! Nachher nimmt Seine allerstrengste Gerechtigkeit den Platz der Liebe ein!“

8. Sagt Johann: „Ihr dummen Narren! Hat denn Gott der Herr zwei Herzen – ein kleines voll der höchsten Liebe und Erbarmung und ein großes dann voll Zorn und gerechter, ewiger, allerunerbittlichster Strafgier?! Habt ihr doch selbst gelehrt, dass Gott ewig unveränderlich ist! Wie könnt ihr Ihm dann, gleich daneben, solch eine allerentsetzlichste Veränderlichkeit beilegen? Wie kann Gott, das urallervollkommenste Wesen der Wesen, zu gleicher Zeit aus einem und demselben Herzen den höchsten, nie versöhnbaren Zorn und die allerhöchste Sanftmut und Liebe ausfließen lassen? Wie kann Gott einen Geist nur so lange lieben, als derselbe im sündigen Fleisch gefangen lebt und webt; nachher aber ihn ewig hassen wegen einiger Fehler, zu denen ihn sein Fleisch als die von Gott angeordnete Freiheitsprobenatur verleitet hat?

9. Ich aber sage euch: Der Herr und Gott Jesus Christus von Ewigkeit, der hier dreimal überheilig vor mir und euch leibhaftigst gegenwärtig, ist zeitlich und noch mehr ewig die reinste Liebe und die höchste Erbarmung Selbst. Nur euer römisch-katholischer Dreipersonen-Gott ist so gesinnt, wie ihr es seid. Bei dem gibt es, wie bei euch, keine Gnade und keine Erbarmung. Wohl mir und allen meinesgleichen, dass solch ein Gott sonst nirgends als allein nur in eurem bösen und überharten Herzen zu Hause ist!“

10. Hiernach drängen die dienstbaren Geister die Pfaffen wieder etwas näher zu der stets stärker flammenden Kluft, und Ich lasse es zu, dass die sich sträubenden und über alle Maßen heulenden Pfaffen der Flammen mächtige Hitze zu verspüren anfangen. – Da schreien sie: „Jesus, Maria und Joseph! Jesus, Maria und Joseph! Ihr alle lieben Heiligen und Märtyrer Gottes, kommt uns zu Hilfe! Helft uns armen Teufeln! Wie erschrecklich heiß ist doch das Feuer der Hölle, und wir sollen nun ewig darinnen brennen?! O Jesus, Maria und Joseph! O Jesus, Maria und Joseph! O Jesus, Maria und Joseph! O Christe Jesu! Erbarme Dich unser! O sancta Maria mater alma, ora pro nobis!“

11. Hier gebe Ich den die Pfaffen drängenden Geistern den Wink, sie nicht mehr zu drängen. Und es tritt Petrus vor und sagt zu den Pfaffen: „Seht mich an! Ich bin der leibhaftige, wirkliche Petrus, der Fels des Glaubens, den der Herr Himmels und aller Welten dazu erwählt und bestimmt hat. Ihr und euer Papst nennt euch meine Nachfolger. Wann aber habe ich euch ein Richteramt übertragen? Und wie hätte ich, als ein Fels im Glauben an das Wort Gottes, euch auch je ein Richteramt übertragen können, indem ich doch selbst nie eines vom Herrn überkommen habe und überkommen konnte, da uns allen der Herr das Richten bei Strafe des Gerichts über uns selbst verboten hat, indem Er ausdrücklich sagte: ‚Richtet nicht, auf dass ihr dereinst nicht gerichtet werdet!?‘ So der Herr aber Selbst so lehrte und solches strenge von uns bei Ahndung eines Gegengerichtes forderte, wie soll Er uns dann zu Richtern über unsere Brüder gemacht haben? So aber wir nie auch nur im Traume ein Richteramt ausgeübt haben, wie hätten wir es dann auf euch übertragen können? Ihr wäret als meine Nachfolger so gut wie meine Erben; so ihr das seid, wie möchtet ihr denn von mir mehr geerbt haben, als ich euch hinterlassen konnte?

12. So aber der Herr Selbst von Sich aussagte, dass Er nicht gekommen sei, um die Welt zu richten, sondern selig zu machen alle, die nur immer durch den Glauben an Ihn selig werden wollen – woher habt denn hernach ihr euch das Recht genommen, eure schwachen Brüder zu richten und – kaum glaublich zu sagen – für ewig in die Hölle zu verdammen? Seht, das habt ihr euch selbst angemaßt aus Herrschsucht und unbegrenzter Geldgier! Und es tut denn nun auch der Herr an euch, was ihr allerwiderrechtlichstermaßen an euren armen Brüdern getan habt! Denn mit welchem Maß ihr ausgemessen habt, mit demselben Maß wird euch nun wieder eingemessen werden. Versteht ihr das?“

13. Sagt der ehemalige Großfungator unter größter Angst und unter dem furchtbarsten Beben: „O heiligster Apostel Petrus! Du Fels Gottes! Bitte doch du den Herrn für uns arme Sünder, dass wir doch nicht in die Hölle, sondern dafür lieber auf eine ganze Million Jahre möchten ins Fegfeuer geworfen werden. Wir sehen es jetzt ja alle ein, dass wir alle gräuelhaft gesündigt haben! Wir empfinden auch die tiefste Reue über unsere so große irdische Verblendung! Wir wissen es aber auch erst jetzt, dass wir dem Leibe nach wirklich gestorben sind. Hätten wir das eher gewusst und eingesehen, so hätten wir auch gewiss die ganze Weile in dieser Welt uns der allermächtigsten Reue und der strengsten Buße unterzogen. Aber wir wussten ja nichts anderes, als dass wir noch immer auf der Welt wären, und blieben daher auch bisher die alten, verstockten Sünder. Du siehst ja doch, dass wir alle hier nun voll der tiefsten Reue sind. Sei uns daher auch doch nur ein wenig gnädiger und barmherziger! Wir wollen ja alles tun, was nur immer der Herr von uns verlangen möchte, aber nur mit der Hölle möchte Er uns verschonen.“

14. Sagt darauf Petrus: „Ja, ja, das wissen wir alle lange schon, was du nun geredet hast! Dass ihr eine brennende Reue empfindet, das muss so kommen! Denn eben die in Ewigkeit stets wachsende und brennender werdende Reue gehört ja – nach euern Dogmen – sogar mit zur Höllenqual, und meldet sich nun vor der Pforte der Hölle schon bei euch an und wird euch sogestaltig auch ewig nicht mehr verlassen. Und solch eine Reue, die da von der Furcht vor der Strafe erzeugt wird, hat ja ohnehin keinen Wert vor uns. Denn die vor uns gültige Reue muss der Liebe zu Gott, nicht aber der Furcht vor der Hölle entstammen.

15. Ebenso steht es auch mit der Buße. Vor uns hat nur die freie Buße, die da entspringt aus dem lebendigen Glauben und der wahren Liebe zu Gott und zu allen Menschen, einen Wert. Die von der Furcht vor der Hölle erzwungene ist vollends ohne Nutzen und Wert – und wäre sie selbst ärger um vieles, als all die erschrecklichsten ewigen Qualen und Martern der Hölle, die ihr, so Gott der Herr es will, bald werdet zu verkosten bekommen.“

16. Durch diese wenig Trost einflößenden Worte Petri werden die Quasi-Adspektanten [Quasi-Anwärter] der Hölle in eine solche Angst versetzt, dass sie allesamt zu Boden sinken und da nur stöhnend die Worte: ‚O Je-sus, Maaaarri-a- und Jo-seph! – Gna-de! – Gna-de!‘ – herausbringen.

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