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Kapitel 1 Die zwölf Stunden

Erste Stunde.

1. In der sogenannten bessern und gebildeten Welt, wo besonders die christliche Religion unter verschiedenen Sectenformen gäng und gebe ist, wird die Moral meist nur also geprediget, wie sie in politischer Hinsicht den Machthabern entweder in weltlichen oder in geistlichen Dingen gerade am zweckdienlichsten ist.

2. Es wird dem Volke eine graue Kenntniß Gottes beigebracht, nicht darum, daß sie Selben erkennen und lieben, sondern nur als den unerbittlichsten Tyrann aller Tyrannen unermeßlich fürchten sollen; und so wird die Gottheit nur als eine Geisel geprediget, die noch fruchten solle, wenn alle andern Geiseln schon fruchtlos geworden sind.

3. Statt daß die Gottheit dem Volke zum allerhöchsten Troste bekannt gegeben werden möchte, wird sie demselben nur gegeben als ein Etwas, das nichts zu thun hat, als in jeder Minute Milliarden von solchen moralisch verdorbenen und ungehorsamen Kindern in's ewige Feuermeer unwiderruflich zu verdammen;

4. und so sehet euch ein wenig um, — erblicket die zahllosen Kerker, die alle voll angefüllt sind mit allerlei moralischen Verbrechern, und wie von Minute zu Minute diese Kerker immerwährend einen großzähligen Zuwachs bekommen, daß, wenn diese Kerker auf einem Punkte vereiniget wären, ihr glauben müßtet, die ganze Generation der Erde wird sich in wenigen Jahren bequemen müssen, allda hinein zu marschiren.

5. Und fraget, was geschieht denn nun diesen Menschen, die da hinein kommen? Da sehet nur ein wenig her gegen Morgen; seht, da stehen schon eine Anzahl todtenbleicher Schaaren, umgeben von allerlei bewaffneten Menschen und giftigen Richtern, und sehet weiter da eine Anzahl Mordinstrumente, mit denen diese Unglücklichen hingerichtet werden. Allda sehet ihr brennende Scheiterhaufen, da Galgen, Schaffote und vielerlei andere Mordinstrumente. Sehet, das ist die letzte Besserungsanstalt für solche moralische Verbrecher!

6. Nun werdet ihr fragen, was haben denn alle Diese angestellt? Ja, sage Ich, es giebt darunter Mörder, Räuber, Diebe, Ueberläufer und Aufwiegler des Staates. Es giebt ferner noch eine Menge Menschen, die durch allerlei Betrügereien dem Staate großen Schaden gebracht haben; darunter, die sich gegen eine oder die andere politische oder auch moralische Anordnung schwer verstoßen haben. Sehet, da sind sonach die Verbrechen dieser Unglücklichen aufgedeckt, insoweit dieselben als wenigstens ein scheinbarer Grund dienen können.

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