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Kapitel 8 Die zwölf Stunden

Achte Stunde

Das Äußere

Pazifische Inseln. Ausbeutung und Misshandlung der gutmütigen Inselbewohner.

1. Nachdem wir das Festland Australien über- und durchblickt haben, so wollen wir nun noch den bedeutenderen Inseln einen kurzen Besuch abstatten, um auch da zu sehen, wie es alldort zugeht.

2. Ich sagte nur die bedeutenderen Inselstaaten; denn es gibt noch eine Menge von unzähligen kleinen Inseln im Weltmeer, welche aber samt und sämtlich entweder von den Festlanden, oder aber auch von den größeren Inselstaaten aus beherrscht werden.

3. Denn wahrlich, ihr dürftet nicht viel über tausend kleine Inselchen in dem Weltmeer ausfindig machen, welche nicht von der euch bekannten europäischen Hauptdespotie wären benagt und beschnüffelt worden.

4. Und diese haupt-weltstöberische Nation hat nur jene Inselchen mehr oder weniger ungeschoren gelassen, wo sie sich nach der allergenauesten Überzeugung (Durchforschung, d. Ed.) überzeugt hat, dass es alldort für ihr Rattengebiss nichts zu nagen gibt.

5. Seht nur her auf die Tafel; Ich will euch die ganze Erde von Pol zu Pol vor euren Augen ausbreiten, und es soll kein Punkt verschwiegen werden.

6. Seht her! Die große Strecke zwischen Asien, Australien und Amerika; seht die Menge der Inselchen, wie sie über den großen Wasserspiegel gleich den Sternen am Firmament hervorblicken! Damit ihr euch aber von der kaufmännischen Habsucht dieser weltstöberischen Nation einen Begriff machen könnt, so will Ich auch die Namen schriftlich zu einer jeden Insel hinzusetzen, wie sie gesetzt wurden von den habsüchtigen Entdeckern.

7. Nun, jetzt lest! Seht alle auch noch so unwirtbaren, entlegensten Schlupfwinkel der Erde! Seht nur auf die Schrift, und ihr werdet euch gleich überzeugen, für welche Nation der Erde alle Klimate zugänglich sind. Denn diese Menschen machen sich nichts daraus, ob ihnen unter dem Äquator die Segel vor Hitze brennend werden, oder ob sie auf der anderen Seite den dreivierten Teil des Jahres zwischen Eisbergen einfrieren, und ihre Schiffe oft viele Klafter unter dem Schnee begraben liegen.

8. Kurz und gut, ihr werdet wenig andere Namen finden als die dieser Weltwechsler. Daher wollen wir uns noch zu den bedeutenden Inselstaaten machen, um da das Tun und Treiben dieser Nation in Augenschein zu nehmen.

9. Seht daher über den östlichen Teil nördlich eine bedeutend große Insel unter dem Namen Neu-Guinea. Diese Insel wird ebenfalls zu Australien gerechnet. Sie hat auch nur wenige Berge, und ist der Entstehung nach jünger noch als Australien; denn Australien ist erst kaum etwas über 3 000 Jahre alt; die Insel Guinea aber ist nahe 700 Jahre jünger denn Australien.

10. Dieses Land wurde jedoch von einigen asiatischen Völkern um Vieles früher entdeckt denn Australien; und so haben es die Engländer und auch Holländer schon bei weitem kultivierter gefunden denn später das Festland Australien selbst. Was war nun natürlicher, als dass durch den Kanonendonner dieser weltsüchtigen Nation ein solcher Fund ohne Weiteres in den vollen Besitz genommen wurde?

11. Hier werden freilich keine Deportierten abgesetzt; aber die armen Einwohner dieser Insel sind selbst beinahe um kein Haar besser daran als die Sklaven in Nordamerika.

12. Diese Menschen werden zwar einigermaßen kultiviert; aber nicht etwa darum, dass sie gebildet würden ihrer selbst willen in der sogenannten christlichen Religion, oder in andern Wissenschaften, sondern nur aus der Ursache werden sie gebildet, aus welcher Ursache bei euch die Pferdewildlinge abgerichtet werden, d. h., um geschickter und tauglicher zu werden, englische Lasten zu tragen, für sie zu arbeiten und zu kämpfen, und wenn die Herren prassen, diesen hernach ebenfalls ein Lohn zum Teil wird, der nicht besser, sondern oft schlechter ist als der, den bei euch das Zugvieh nach getaner Arbeit erhält.

13. Denn diese Hauptweltmäkler wollen durchaus nicht das Brot im Angesichte ihres Schweißes essen, sondern sie stellen sich mit müßigen Händen an allen Enden der Erde auf, reißen ihr Maul weit auseinander und lassen sich von den ungerecht unterjochten Völkern, wie ihr zu sagen pflegt, die gebratenen Vögel ins Maul jagen.

14. Nun seht nur hierher in die Mitte der Tafel; da ist die Insel ganz ausgebreitet. Seht die Arbeiter an, wie sie beinahe ganz nackt unter den glühenden Strahlen der Sonne die schwersten Arbeiten verrichten müssen.

15. Seht, da steigen viele auf den Bäumen herum, und müssen von selben eine Art Wolle sammeln, die allda viel schöner und feiner ist denn eine ähnliche in Ostindien; wieder seht hier andere, die sich mit dem Anbau des Zuckerrohres beinahe Tag und Nacht beschäftigen. Seht hier wieder andere, die da in den Tiefen der Erde nach Gold und allerlei Edelsteinen wühlen müssen.

16. Seht hier wieder andere, die gleich Lasttieren ihre müßigen Herren in Sänften herumtragen müssen; und seht hier wieder andere, welche beim Bau von Befestigungswerken und großen Magazinen verwendet und um den schlechtesten Sold oft jämmerlich misshandelt werden.

17. Es wären noch eine Menge elender Situationen zu betrachten; allein wenn ihr dieses Wenige nur in den rechten Augenschein nehmt, so mag es euch genügen, wenn ihr noch das hinzusetzt, dass diese weltsüchtige Nation fast mit allen den eroberten Inselstaaten auf eine solche politische Weise zu Werke geht, wie es einst die Römer in Hinsicht auf das Fremdgöttertum gemacht haben.

18. Denn wenn sie sich überzeugen, dass irgend ein heidnisches Volk auf einer Insel gutmütiger Art ist, da wird vom Christentum nicht viel Erwähnung gemacht, sondern sie lassen sich dafür unterrichten in dieser heidnischen Religionsform; und wenn sie nun dadurch zur Einsicht gekommen sind, dass eine solche armselige Religion für ihren großen Weltbeutel besser taugt denn die christliche, so sagen sie, gleich Meinem lieben Paulus: Wir wollen alles mit allen sein, um von allen etwas zu gewinnen; freilich nicht wie Paulus, der allen alles sein wollte, um sie für Mich zu gewinnen, sondern wie schon gesagt, mit allen alles.

19. Nur wenn irgendeine heidnische Religion sehr eigennützige Grundsätze hat, da wird freilich die christliche Religion mit dem schwersten Kanonenkaliber gepredigt; und hat diese heidnische Nation die christliche Religion angenommen, so versteht sich dann schon von selbst, welcher alles umfassende Lohn — den Heilsverkündigern gebührt.

20. Und so seht her denn wieder auf die Tafel. Seht, wieder eine andere Insel. Sie wird Neu-Britannien genannt, und da seht etwas weiter herauf noch eine Insel, man nennt sie Neu-Irland. Ich meine, da werdet ihr nicht lange herumfragen dürfen, wer die Herren dieser bedeutenden zwei Inseln sind.

21. Seht, da unten besser, wieder eine bedeutende Insel, umgeben von mehreren kleineren Inseln: Neu-Kaledonien. Braucht nicht zu fragen, wer die Herren dieser bedeutenden Ländereien sind, und wie es dort zugeht; seht nur teilweise nach Nordamerika, Australien und Neu-Guinea.

22. Nun seht da herab südlich im östlichen Teil von Australien eine bedeutende, aber sehr magere und schwer zugängliche Insel: Van-Diemens-Insel (Tasmanien, d. Ed.) genannt. Seht, da sieht’s ziemlich mager aus; daher wird auch sogar den Holländern gestattet, dass diese Insel, wenn auch sonst nichts, so doch einen holländischen Namen trägt.

23. Trotz dieses holländischen Namens haben aber doch auch die Engländer sich den allerbesten Landungsplatz ausersehen. Nur der westliche Teil steht den Niederländern zollfrei offen.

24. Was aber den bedeutenden Fischfang im Osten anbelangt, so wissen da die Engländer recht wohl ihre Netze ins Meer zu tauchen.

25. Nun verlassen wir diese Insel, und wenden uns ziemlich südlich herab; da seht zwei sehr bedeutende Inseln nebeneinander, welche nur durch die sogenannte Koksstraße getrennt sind.

26. Es ist Neu-Seeland; und seht noch ein wenig südlicher, eine nicht unbedeutende Insel unter dem Namen Cornwallis. Seht, diesen Inseln haben die Engländer gegen einen bedeutenden Getreidetribut eine freie Souveränität gelassen. Das heißt, die Beherrscher dieser Inseln sind noch in ihrem Amt gelassen, und zwar aus verschiedenen Gründen.

27. Der Hauptgrund ist dieser, weil den Engländern auf diese Weise die Regierung dieser äußerst weit entlegenen Länder nichts kostet, und weil sie ihnen vermöge ihrer äußerst gastfreundlichen Gesinnung, wie schon früher erwähnt wurde, sehr zusagt, aus welchem Grund das Christentum hier auch sehr magere Fortschritte macht.

28. Der zweite Grund, warum diese weltsüchtige Nation gegen diese Länder noch keine stärker donnernden Expeditionen unternommen hat, sind die damit verbundenen zu großen Unkosten.

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